Mama?

Als die Hamas am 7. Oktober Menschen in Israel angreift, ist Reut Karp von ihren Kindern getrennt. Zwei ihrer Kinder sind bei ihrem Vater, in einem Kibbuz nahe Gaza. Die Mutter telefoniert mit ihrer Tochter vier Stunden lang – bis die Kinder gerettet werden Von Lena Niethammer

Darya und Lavi Karp sind gerade zu Besuch bei ihrem Vater Dvir Karp, als die Hamas am 7. Oktober verschiedene jüdische Ziele angreift. Die drei und Dvirs Freundin Stav befinden sich zu diesem Zeitpunkt im Kibbuz Re’im. Re’im (Hebräisch für »Freunde«) ist ein säkularer Kibbuz im Süden Israels und eines der Dörfer in der direkten Umgebung von Gaza. Er ist einer von fünf Kibbuzim, die an diesem Tag von der Hamas angegriffen wurden.

Darya und Lavi sind zehn und acht Jahre alt. Ihre Eltern leben erst seit einigen Monaten getrennt. Während des Angriffs schreibt der Vater ihrer Mutter, seiner Ex-Frau Reut Karp, dass im Kibbuz geschossen werde. Kurz darauf erhält Reut eine weitere Nachricht von seinem Handy: »Mama, hier ist Darya. Papa wurde ermordet. Stav auch. Hilfe.«

Reut Karp, die auch in Re’im lebt, befindet sich gerade bei einer Freundin in Yahud, rund 60 Autominuten entfernt. Nachdem sie die Nachricht gelesen hat, ruft die Mutter ihre Tochter auf dem Handy des Vaters an. Sie sprechen insgesamt vier Stunden.

Darya und Lavi befinden sich währenddessen im Schutzraum des Vaters. Es ist ein Raum mit extradicken Wänden, der bei einem Raketenangriff stehen bleibt. Als Darya nach zehn Minuten sagt, sie glaube, es sei noch jemand im Haus, beginnt ihre Mutter den Anruf aufzunehmen, in Angst, es könnten die letzten Worte sein, die sie von ihrer Tochter hört.

Nachdem die Kinder gerettet wurden, hat Reut Karp dem ZEITmagazin die Aufnahme zur Verfügung gestellt. Wir dokumentieren sie auf den folgenden Seiten in einer gekürzten und redigierten Fassung.

Sprich, Darya.

Ich habe Angst.

Wieso, sind sie da? Dann sprich nicht. Mach dich ganz, ganz klein, sprich nicht.

Lavi ist bei dir?

Nein, er liegt im Bett.

Ist er neben dir?

Was?

Ist er neben dir?

Nein.

Bist du im Schutzraum?

Ja.

Ist er auch im Schutzraum?

Ja, er ist auch im Schutzraum.

Das Problem ist, dass er auf dem Bett ist und ich drunter, weil Papa ...

Sprich nicht, sprich bitte nicht. Sprich nicht. Okay, meine Liebe. Ich bin hier, ich bin immer bei dir.

Reut spricht an einem zweiten Telefon.

Mama, Mama. Wann kommt ihr? Mama, Mama.

Was sagt du, Schätzchen?

Wann kommt das Militär?

Mach dir keine Sorgen, shht.

Es gehen alle aus dem Haus.

Du bewegst dich nicht, hörst du, was ich sage, du bewegst dich nicht.

Okay.

Ist die Tür verschlossen, Darya? Ist deine Tür verschlossen?

Dedi?

Darya?

Darya? Darya?

Was ist Mama?

Sht. Okay.

Ich bin die ganze Zeit hier.

Was, Mama?

Ich bin hier. Die ganze Zeit. Sprich nicht, nur wenn du was unbedingt brauchst, sprich ganz leise. Ich bin hier die ganze Zeit.

Okay.

Ich glaube, es kommt jemand ...

Wie?

Du weißt nicht, wie viel Angst ich habe.

Sie werden weggehen, sie gehen weg.

Was?

Sie werden weggehen.

Man hört Reut bei sich mit einer weiteren Person sprechen, im Hintergrund ist noch eine dritte Stimme.

Darya, wo ist Papa?

Er liegt tot auf dem Boden

Tot auf dem Boden?

Ja.

Bist du sicher, dass er tot ist?

Ja, er liegt auf dem Boden

Bewegt er sich nicht?

Mama, ich habe Angst

Shshsh, ist er neben dir?

Wer?

Ist er neben dir, Darya?

Ich weiß nicht, er ist ...

Shshsh, nicht sprechen, nicht sprechen.

Habt ihr das Haus abgesperrt?

Ja, aber sie sind eingebrochen.

Wie sind sie eingebrochen, durch das Fenster?

Ich weiß nicht.

Gut, shshsh. Ich bin bei dir.

Jemand ruft hier an, Mama.

Geh nicht ran, geh nicht ran.

Okay.

Ich bin die ganze Zeit bei dir, Schätzchen, die ganze Zeit. Ich bin hier, ich bin hier. Denkst du, es ist immer noch jemand im Haus?

Ich weiß es nicht.

Ich bin die ganze Zeit bei dir, okay? Ich bin hier, ich bin hier, Schätzchen.

Was sagst du, Schätzchen?

Bist du in einem Kibbuz oder in einem Moschav?

Wie?

Bist du in einem Kibbuz oder in einem Moschav?

Ich bin jetzt in Yahud, das ist eine Stadt.

Okay, ich habe Angst.

Reut nennt einer dritten Person die Namen der Kinder.

Alles in Ordnung?

Nein.

Darya, ich bin hier, atme ein, Dedi, ich bin hier, atme ein, einfach atmen.

Ist jemand im Haus?

Nein, ich weiß nicht.

Du hörst niemanden, oder?

Nein

Ich bin hier, ich bin hier, ich bin die ganze Zeit hier. Mama ist immer hier.

Stav ist auch dort.

Wie?

Ist Stav auch verwundet?

Ja.

Alles in Ordnung. Immer atmen, Darya, nicht vergessen.

Lavi lebt.

Lavi lebt?

Er lebt.

Wer lebt?

Lavi.

Lavi? Okay, er soll still sein.

Lavi, sei still.

Shshshsh. Darya, ich bin hier, es ist alles in Ordnung.

Kommst du heute zurück?

Ich komme so schnell zurück, wie ich nur kann. Es sind Terroristen draußen, gerade kann ich nicht kommen. Sobald das Militär sie besiegt, komme ich gleich. Keine Sorge, Oma ist zu Hause im Kibbuz. Gleich wird sich alles beruhigen, und dann kann man euch erreichen, in Ordnung?

Aha.

Atmen, die ganze Zeit atmen. Halt Lavi die Hand, okay?

Er ist nicht mit mir im Bett.

Aber ihr seid im selben Raum, oder?

Ja, ich habe ihm gesagt, er soll still sein.

Shshsh, atmen, atmen, Darya, alles ist gut, alles ist gut.

Ich bin hier die ganze Zeit, Darya, in Ordnung?

Reut leise zu einer anderen Person: Was wird passieren?

Mama.

Alles in Ordnung, Darya, alles in Ordnung.

Wann kommt das Militär? Ich kann nicht raus.

Was? Du gehst nirgends hin.

Du bewegst dich nicht.

Okay.

Reut spricht wieder mit der anderen Person.

Shshsh.

Atmen, atmen, die ganze Zeit atmen, Darya.

Reut im Hintergrund: Was? Was? Er hat mir nichts gesagt, ruf kurz an. Es gibt Alarm. Nein? Bist du sicher?

Darya, ist die Tür vom Schutzraum nicht zu?

Nein.

Beweg dich nicht.

Ich kann sie auch nicht schließen.

Das ist in Ordnung, beweg dich nicht.

Reut spricht wieder mit der anderen Person.

Dedi, hörst du mich?

Mama, wann kommt das Militär?

Sie kommen gleich, sie versuchen zu kommen, in Ordnung? Ich bin da, ich bin die ganze Zeit da.

Klopfgeräusche

Mama, ich weiß nicht, was hier passiert.

Du bewegst dich nicht. Ich habe hier alle Stellen informiert, die kommen sollten. Du bewegst dich nicht.

Mama, ich habe Angst.

Dedi, ich denke, sie sind längst weg, es ist so viel Zeit vergangen. Aber ich bin bei dir, bis jemand kommt. Du bewegst dich nicht, hörst du? Hör mir zu, meine Schöne, ich bin hier, damit dich das beruhigt.

Was ist, wenn sie auch (undeutlich) getötet haben.

Wow, das erscheint mir unmöglich, Dedi. Hier, die Polizei ist da, gleich kommen sie zu euch, in Ordnung?

Okay.

Wer wird sich jetzt um uns kümmern?

Was meinst du, meine Schöne?

Ab jetzt sind wir nur noch bei dir?

Wie meinst du das?

Zu Hause, werden wir dann nur bei dir sein?

Ja, Schätzchen.

Ich habe Angst.

Du hast Angst?

Als sie kamen, bin ich runtergesprungen, ich habe mich ganz klein gerollt, sie haben mich aufgedeckt, und dann haben sie die Decke wieder über mich geworfen.

Sie haben die Decke noch mal auf dich geworfen, als sie sahen, dass du Angst hattest?

Sie haben mich nicht getötet.

Wie?

Haben mich nicht getötet.

Darya.

Was?

Reut spricht kurz mit einer anderen Person.

Mach dir keine Sorgen, Darya, gleich kommen sie und holen dich.

Mich und Lavi.

Dich und Lavi, sicher.

Mach dir keine Sorgen. Atmest du? Machen wir es gemeinsam?

Ich habe Angst.

Ich weiß, und das ist ganz natürlich, dass du Angst hast.

(undeutlich) ... und dann hat er ihn getötet.

Als er auf Papa gesprungen ist?

Papa sprang auf ihn.

Papa sprang auf ihn?

Ja, und dann auch Stav.

Wie?

Nachher auch Stav.

Und danach auch Stav?

Reut spricht mit einem Mann.

Hast du die Nummer von Stavs Mama?

Die von Stavs Mama? Nein, aber ich kann versuchen, sie zu bekommen. Wie heißt sie? Nein, aber man darf nicht mit ihr sprechen. Nein, nein, nein. Jetzt kann man nicht mit ihr sprechen.

Ich weiß.

Nein, Darya, jetzt kann man nicht mit ihr sprechen, okay? Es ist alles in Ordnung, es ist alles in Ordnung. Gleich kommt jemand zu euch.

Was, wenn sie die anderen auch getötet haben?

Was? Nein, keine Sorge, keine Sorge, sie warten, weil sie sichergehen wollen, dass das Areal frei ist, okay?

Sprich nur mit mir, wenn du denkst, dass niemand im Haus ist. Es ist niemand da, oder?

Ich weiß nicht, ich höre ganz viel.

Wie?

Ich höre ganz viel drumherum.

Okay. Du bewegst dich nicht, bis sie euch abholen. Ich bin die ganze Zeit bei euch. Hast du noch genug Akku?

Das Telefon ...

Ich höre dich nicht, Süße.

Das Telefon ...

Einen Moment. Du sprichst nicht nah genug ins Telefon, ich höre dich nicht.

Dieses Telefon von Papa ... Ich habe Angst.

Ist jemand da?

Ich weiß nicht.

Okay, dann nicht sprechen, Dedi.

Wann kommen sie?

Dedi, man kümmert sich, sie kommen und retten euch.

Okay.

Hast du noch Akku?

Papas Telefon hat 36 Prozent.

36?

66 Prozent.

Das ist super. Ich bin die ganze Zeit bei dir, in Ordnung, ich bin die ganze Zeit bei dir, mein Schätzchen.

Wie können sie durch die Tür gehen?

Wie?

Die Tür am Eingang, wie können sie reinkommen und uns retten?

Mach dir keine Sorgen, sie werden die Tür öffnen. Ich schreibe ihnen, dass die Tür abgeschlossen ist.

Da liegen die Leichen. Ich kann nichts sehen.

Schau nicht hin, Darya. Beweg dich nicht von der Stelle. Beweg dich nicht, hörst du? Sie werden die Tür öffnen, mach dir keine Sorgen.

Bist du mit Lavi in dem Schutzraum, der nicht zu ist?

Nicht abgeschlossen.

Sind Papa und Stav bei euch oder in einem anderen Raum?

In einem anderen Raum.

Wo sind sie?

In dem WC aber ... (undeutlich)

Und sowohl Papa als auch Stav sind dort?

Ich denke ja, ich habe Angst.

Ich will nur wissen, wo ihr seid. Ihr zwei seid im Schutzraum, und niemand ist sonst bei euch?

Niemand.

Okay.

Ich seh hier Panzer.

Das könnte gut sein.

Ich frage nur, ob Panzer hier reinrollen.

Ah, ob Panzer vom Militär kommen?

Ja.

Ja, sie werden kommen, um euch zu bewachen. Es werden auch Soldaten kommen.

Es gibt Explosionen.

Ich weiß, Schätzchen. Ihr seid nicht in der Nähe der Tür, oder? Ihr seid so weit wie möglich von der Tür entfernt?

Du hast mir gesagt, ich soll mich nicht bewegen.

Wo seid ihr? Neben der offenen Tür?

Gegenüber.

Gegenüber?

Ja. Es ist nicht besonders sicher.

Dann versuch dich dorthin zu bewegen, wo es am sichersten ist. So weit nach innen wie möglich.

Aber ich habe Angst, dass man mich sieht.

Du wirst nicht gesehen werden.

Versprichst du es mir?

Darya, bist du unter der Decke?

Ich habe genug gemacht.

Im Hintergrund hört man Lavis Stimme

Dadi, Darya, ich höre nichts, sprich in den Hörer.

Wie viel Zeit noch, bis das Militär kommt?

Hier, ich rufe sie jetzt an, hör mal, was wir tun. Ich rufe von einer anderen Leitung an. Einen Moment, ich rufe von einer anderen Leitung an.

Man hört, wie sie eine Nummer eingibt.

Dedi, ich bin hier die ganze Zeit, ich bin die ganze Zeit hier. Ich gehe nirgendwohin. Ich habe genug Akku auf dem Telefon, ich beruhige dich, danach komme ich und umarme dich.

Zu einer anderen Frau sagt sie: Die Tür ist verschlossen.

Darya, geh unter das Bett.

Wieso?

Sie schicken jemanden, der euch rettet.

Okay.

In Ordnung?

Man hört eine Stimme im Hintergrund.

Hier ist jemand.

Shsshsh, sprich nicht, einen Moment.

Es gibt viele Explosionen hier.

Alles klar, es gibt jemanden.

Ich habe wirklich Angst.

Ich weiß, und es ist natürlich, dass du Angst hast, es ist keine normale Situation.

Es wird geschossen.

Ja? Atme, atme.

Okay.

Was ist passiert? Was ist los?

Das Licht wurde ausgeschaltet, und dann ist was passiert.

Es könnte ein Stromausfall sein.

Die Klimaanlage ist angegangen.

Die Klimaanlage?

Ja.

Es könnte sein, dass jemand sie ein- und ausschaltet. Nicht sprechen, in Ordnung?

Okay.

Ich bin hier, Darya, ich bin da.

Mir ist heiß.

Dir ist heiß?

Ja, und ich kann nichts trinken.

Weil du schnell atmest, ich höre dich atmen.

Es gibt Wasser hier im Raum, aber ich denke, es ist jemand im Haus.

Okay, du bewegst dich nicht und sprichst nicht, gleich kommt jemand, um euch zu retten.

Im Schutzraum gibt es immer Wasser, nicht wahr?

Bei Papa ist Wasser.

Es ist wieder passiert.

Was?

Es ist wieder passiert.

Was ist passiert?

Es wurde ausgeschaltet und wieder eingeschaltet und wieder ausgeschaltet.

Vielleicht schaltet jemand den Strom aus.

Mama, mir ist heiß.

Ist die Decke über deinem Gesicht?

Nimm den Kopf etwas aus der Decke raus, Schätzchen.

Atme ein, langsam, langsam.

Ich bin richtig nass.

Shshshsh. Ich bin hier, Schätzchen.

Ich weiß, aber ich habe wirklich Angst, und ich schwitze. Hier sind Explosionen, und ich habe Angst.

Schätzchen, ich bin hier, es ist alles in Ordnung.

Es ist nichts in Ordnung.

Das stimmt, aber ich bin hier.

Ich habe Angst zu sterben.

Das weiß ich, mein Schatz. Es ist wirklich angsteinflößend.

Wann kommen sie, Mama?

Ich rufe noch mal an.

Es fallen viele Schüsse, und sie wollen nicht, dass jemand verletzt wird. Das Militär ist auf dem Weg, ja?

Aha.

Richtig? Darya, ruhig.

Es sind total viele Explosionen.

Ich weiß, Darya. Es ist niemand im Haus, oder?

Ich weiß nicht, Mama, ich habe Angst, den Kopf rauszustrecken.

Okay. Nicht rausstrecken und nicht sprechen. Ich bin die ganze Zeit in der Leitung.

Okay.

So toll machst du das, meine Schöne. Du bist richtig mutig. Du bist ein mutiges und gutes Mädchen. Es wird alles gut werden.

Es ist jemand hier.

Okay, Ruhe. Sprich nicht. Nicht sprechen. Shshsh.

Ich habe Angst.

Shssh, ich bin da, ich bin da, shshsh. Vergiss nicht zu atmen. Darya, du hörst auch Leute von uns, wir schießen auch.

Ich habe Angst.

Ich weiß, dass du Angst hast. Atme langsam ein. Es ist nicht gut, wenn du so schnell atmest. Darya, Darya, du atmest zu schnell, langsam, langsam. Darya, du atmest zu schnell, atme langsamer.

Mama, wann kommen sie?

Gleich kommen sie, es sind einfach noch Terroristen im Kibbuz. Sie können nicht einfach zu euch kommen, ohne dass die schießen.

In Ordnung?

Liya ruft an.

Liya ist Reuts älteste Tochter, sie ist bei einer Freundin und in Sicherheit.

Wer?

Liya ruft an.

Liya? Geh nicht ran, sie weiß nicht, was mit Papa passiert ist. Geh nicht ran.

Hier fallen Schüsse.

Reut diktiert eine Nummer.

Mama, alles in Ordnung?

Ich bin hier, ich bin hier, mein Schätzchen.

Mama, da sind Schüsse.

Ich weiß, mein Schatz, überall im Kibbuz sind Schüsse.

(undeutlich)

Was, mein Schatz?

Hier ist jemand.

Shshsh, sprich jetzt nicht. Aufhören, nur ich spreche jetzt. Nicht sprechen! Ich bin hier die ganze Zeit da.

Okay.

Liya ruft an.

Nicht rangehen, Darya.

Darya? Darya?

Was?

Was hast du ihr gesagt?

Dass Papa verletzt wurde.

Du hast ihr gesagt, dass Papa verletzt wurde?

Wann kommen sie?

Sie werden kommen, mein Schatz, sie werden kommen, sie werden kommen.

Ich höre Lavi nicht mehr.

Wie meinst du?

Ich glaube, er ist eingeschlafen.

Dann lass ihn schlafen.

Du hast mir vorhin gesagt, ich soll ihm sagen, dass er nichts tun soll.

Viele rufen bei Papa an.

Wie?

Viele rufen bei Papa an, aber sie wissen nicht, dass ich dran bin.

Ja, sie wissen nicht, dass du es bist.

Darya spricht am anderen Telefon. Stöhnt.

Moment. Hast du noch Akku? Schau mal, wie voll er noch ist?

56 Prozent.

Gut.

Mir ist so heiß.

Ich weiß, dass dir heiß ist, mein Schatz.

Ich will nach Hause.

Ich weiß.

Vielleicht gehen sie zu uns nach Hause.

Was sollen sie da? Ich habe den Kühlschrank voll gemacht, die Tür ist auf. Sie essen alles auf und fliehen von hier, richtig?

Aha.

Wäre ich nicht in Yahud, könnte ich nicht mit dir sprechen, ich müsste dann auch ruhig sein. So kann ich zumindest mit dir sprechen und auf dich aufpassen.

Mama?

Ja?

Ich fühle mich nicht gut.

Ich weiß, gleich ist es vorbei.

Ich brauche Wasser.

Gleich kannst du trinken.

Mama?

Was ist, meine Schöne?

Denkst du, dass sie noch andere Menschen im Kibbuz getötet haben?

Was?

Dass sie noch andere Menschen getötet haben?

Nein, ich weiß nichts von weiteren Menschen, Dari.

Mama, ich kann nicht mehr, mir ist heiß.

Ich weiß, steck den Kopf raus.

Habe ich schon.

Die Klimaanlage funktioniert nicht.

Doch, sie funktioniert.

Gibt es Wasser im Schutzraum?

Ja.

Dann nimm Wasser aus dem Schutzraum.

Was, wenn mich jemand sieht?

Wieso, kann man dich vom Fenster aus sehen? Ist das Fenster offen?

Nein, es ist zu, aber die Tür ist offen.

Darya, nimm dir Wasser.

Ich höre jemanden.

Dann nicht, setz dich hin. Darya, Mama ist hier. Mein Schatz.

Ich weiß, aber wo ist das Militär?

Sie werden kommen.

Man hört Stimmen im Hintergrund.

Mama.

Was ist?

Ich höre Lärm.

Es sind Einheiten in den Kibbuz eingedrungen. Das Militär ist angekommen.

Ich sehe nichts.

Nein, ich sage es dir. Sie sind im Kibbuz, und gleich sind sie bei dir.

Okay.

Sie kommen gleich. Keine Anrufe beantworten, okay?

Mama?

Ja, mein Schatz?

Ich habe kurz geschaut, und sie haben was auf Arabisch geschrieben. Mit Blut.

Was haben sie auf Arabisch mit Blut geschrieben?

Sie haben was auf Arabisch geschrieben mit Blut.

Wo haben sie es geschrieben, wo, Darya? Gut, sprich jetzt nicht.

Mama.

Ich bin hier.

Ich habe Angst. Wie lange dauert es noch, bis sie kommen?

Sie kommen. Sie haben mir eine Nachricht geschickt, und wir haben geschrieben, sie sollen zuerst bei Papa zu Hause vorbeischauen.

Aber wie gehe ich durch den Gang?

Wie?

Wie gehe ich durch den Gang?

Du wirst deine Augen schließen, du schließt die Augen.

Wie soll das gehen?

Mach dir keine Sorgen, in Ordnung?

Okay.

Ich bin hier, mein Schatz, ich bin die ganze Zeit bei dir.

Okay.

Mama.

Was ist?

Bist du noch zu Hause?

Was sagst du?

Wird uns das Militär zu dir nach Hause begleiten?

Sie begleiten dich an einen sicheren Ort, ich bin nicht sicher, ob mein Zuhause sicher ist. Okay?

Okay.

Reut spricht mit der anderen Frau: Wohin kommen sie, hier nach Yahud? Es ist nicht klar, ob es hier sicher ist.

Darya, wer sind deine Nachbarn?

(undeutlich)

Schula, Schula Cohen, stimmt’s?

Ich weiß nicht, sie sind in einem anderen Haus.

Man hört Reut im Hintergrund sagen: Ich rufe dort an. Keine Ahnung, ob die ...

Dedi, hast du was getrunken?

Nein.

Nein?

Wir sind jetzt seit zwei Stunden am Telefon.

Stimmt, wir werden so lange dran sein, bis es sicher ist.

Wieso dauert es so lange?

Wieso? Weil Menschen dort draußen herumlaufen und schießen und es nicht sicher ist, rauszugehen.

Okay.

Hörst du mich?

Ja.

Hast du Wasser getrunken?

Nein.

Ich will rausgehen.

Meine Schöne, alle wollen rausgehen. Du sollst Wasser trinken. Papa hat immer eine Flasche im Schutzraum.

Aber ich kann nicht.

Was kannst du nicht?

Ich habe Angst. Wenn ich den Kopf drehe, sehe ich, was da passiert ist.

Wie viel Akku hast du jetzt? Bei mir sind’s 63 Prozent. Darya, wie viel Batterie hast du?

An meinem Telefon?

49.

49, in Ordnung, okay.

Am wichtigsten ist, dass du Wasser im Schutzraum hast. Es wird alles gut werden. Ihr seid im Schutzraum, es gibt Wasser, und man weiß, dass ihr dort seid, man weiß, dass ihr dort seid.

Ich fühle mich nicht gut, ich möchte nach Hause.

Ich weiß, mein Schatz. Gleich ist es vorbei, und ich komme und umarme dich.

Wie lange dauert die Fahrt?

Was, von Yahud? Eine Stunde, aber ich muss schauen, ob die Straßen offen sind und ich zurückfahren kann.

Mama, ich antworte Ori.

Nein, du sprichst nicht mit Ori.

Darya spricht im Hintergrund.

Mama.

Darya.

Ich habe Ori gesagt, dass Papa tot ist, dass ich warte, bis man mich nach Hause bringt und dass ich es nicht mehr aushalte.

Darya, sie verkleiden sich auch als Soldaten.

Wie?

Die Terroristen kommen auch als Soldaten verkleidet.

Okay.

Sie nehmen mich dann mit.

Nein. Du gehst nur, wenn jemand mit dir auf Hebräisch spricht.

Okay.

Und du gehst nirgends hin.

Und wenn es ein Terrorist ist, der Hebräisch spricht?

Was? Nein, du wirst wissen, wann du mitgehen kannst.

Okay.

Ich muss Oma schreiben.

Dedi, atme, ich will wirklich, dass du Wasser trinkst.

Ich habe mich auch vorher nicht so gut gefühlt.

Hast du was Süßes dabei, du hast doch immer Süßigkeiten bei dir.

Ich habe sie aber nicht hier.

Schade. Wir müssen dafür sorgen, dass im Schutzraum auch Süßigkeiten liegen.

Mama?

Was ist, meine Schöne?

Wieso haben sie Papa und Stav getötet, und als sie mich gesehen haben, haben sie mich nicht getötet?

Weil du ein Kind bist und eine Fee und gut bist, und du hast nichts getan, und Papa hat auch nichts getan, aber vielleicht weil er ...

Er hat dafür gesorgt, dass sie mir nichts antun.

Hat er dich beschützt?

Ja, er und Stav.

Haben sie dich beschützt?

Sie haben mich und Lavi beschützt.

Alle Achtung, dass sie dich beschützt haben, Dedusch.

Reut spricht im Hintergrund.

Die Verbindung bricht ab.

Wieso hast du aufgelegt?

Es war unterbrochen.

Mama.

Wann kommen sie? Ich kann nicht mehr.

Ich weiß, Dedi, aber jetzt ist Zeit für Geduld. Zumindest hast du Wasser im Schutzraum.

Ich weiß.

Und Lavi ist auch bei dir, du bist nicht allein, stimmt’s?

Du kannst rausgehen und Wasser trinken.

Ich weiß, aber die Tür ist offen, und ich würde die Leichen sehen.

Schau die Leichen nicht an, schau sie nicht an.

Darya, denkst du, Papa ist noch am Leben?

Ich weiß nicht, er liegt schon lange so.

Er liegt schon lange so? Bist du weit von ihm?

Nein, er ist im Bad, mir gegenüber.

Kannst du hingehen und schauen, ob er Puls hat?

Nein, Mama, ich denke, es sind Menschen im Haus.

Gut, geh zurück an deinen Platz.

Ich bin an meinem Platz, ich bin da nicht weggegangen.

Reut spricht mit einer anderen Person. Diktiert ihr eine Nummer.

Sie ist in Japan oder? Oma?

Ja, Oma ist in Japan, sie kommt morgen zurück.

Ah.

Reut zur anderen Person: Sie ist im Ausland.

Wann kommen sie?

Gleich, meine Schöne.

Ich will nach Hause.

Das weiß ich, meine Schöne.

Wie viele Terroristen sind es?

Man weiß es nicht.

Wie viele Terroristen?

Dedi, das Militär versucht, sie zu überwinden, und dann kommen sie zu euch.

Nur zu uns?

Auch zu einem anderen Haus, es hat Feuer gefangen, und deshalb müssen sie erst dorthin, damit die Menschen nicht ersticken, okay?

Moment, ist es eine Familie oder Einzelne?

Es ist eine Familie mit einigen Erwachsenen.

Gut, und sie sind in Ordnung?

Ja, mein Schatz.

Reut führt im Hintergrund ein Gespräch.

Werden wir sie nach Gaza zurückschicken.

Natürlich, sofort. Wir müssen nur sicher sein, dass sie unseren Kibbuz verlassen und ihr gerettet werdet. Dass sie euch abholen und euch an einen sicheren Ort bringen. Zurzeit gibt es keinen sicheren Ort. Du bist jetzt am sichersten Ort dort, Darya.

Dariusch, musst du Pipi?

Nein.

Gut, wenn du Pipi musst, sagst du es mir, und ich erkläre dir, was du tun kannst.

Aber man kann nicht auf die Toilette gehen.

Stimmt, du gehst nicht zur Toilette.

Was mache ich dann?

Wir nehmen irgendein Gefäß, und du machst da rein.

Gut. Hier ist auch was.

Gut, ein Eimer oder so was?

Wie soll ich es sagen? So was, was wir für Popcorn benutzen.

Eine Schüssel?

Ja, eine Schüssel aus Plastik in Weiß, für wenn ich mich wieder übergeben muss.

Gut, dann machst du dort Pipi, wenn du musst.

Aber ich bleibe bei dir, ich gehe nicht weg.

Mich rufen viele Menschen an, aber ich gehe nicht ran, ich bin bei dir, und du solltest auch keine Gespräche annehmen.

Wieso rufen dich viele an?

Wieso? Weil sie wissen, dass in die Kibbuzim in der Umgebung Terroristen eingedrungen sind, und sie wissen wollen, dass wir okay sind. Sie wissen nicht, wo wir sind und ob es uns gut geht.

Aha.

Jemand singt im Hintergrund

Mama?

Ja, mein Schatz?

Ich will nach Hause.

Ich weiß, ich weiß, ich will auch nach Hause, und insbesondere will ich dich umarmen und küssen.

Ich bin voller Schweiß.

Das wird vorübergehen.

Mama?

Ja, meine Schöne?

Wann, denkst du, kommen sie?

Ich weiß nicht, meine Schöne.

Kannst du anrufen und fragen?

Ja, sie sagen ständig, sie sind unterwegs, aber es gibt ein Haus, das niedergebrannt wurde, und es sind Menschen drin, darum muss man sie retten, damit sie nicht ersticken, okay?

Okay.

Sie retten sie, und dann kommen sie zu euch. In Ordnung?

Okay.

Aber alle wissen, dass ihr dort seid, der ganze Kibbuz weiß, dass ihr in diesem Haus seid.

Alleine?

Ja, alle wissen, dass ihr alleine seid, und alle wissen, dass ihr Hilfe braucht.

Okay.

Hier sind weiterhin Explosionen.

Es gibt weiterhin Explosionen? Aber sind es solche, wie wir gewöhnt sind zu hören, oder sind es Schüsse?

Was, mein Schatz?

Mama?

Ja?

Gab es bei euch eine rote Farbe? (Ein Begriff für Raketenalarm; Anm. d. Red.)

Bei uns? Nein.

Sind bei euch Terroristen eingedrungen?

Nein.

Wie gut für dich.

Mein Schatz, meine Liebe.

Dann wäre Papa nicht ermordet worden.

Dedi, meine Liebe.

Ja?

Bist du sicher, dass er ermordet wurde?

Ja, er bewegt sich schon seit zwei Stunden nicht. Er bleibt liegen, er bewegt sich nicht.

Es ist alles wegen Gaza.

Gespräch im Hintergrund.

Atme, langsam, langsam. Dedi, kannst du das Wasser nicht erreichen, meine Liebe?

Ich kann, aber ich will nicht.

Vielleicht ohne hinzuschauen?

Nein.

Okay.

Wurden nur Stav und Papa ermordet im Kibbuz?

Man weiß es noch nicht.

Ich habe wahnsinnig Angst.

Ich weiß, dass du Angst hast. Wenn ich dort wäre, würde ich Angst haben. Auch Erwachsene Menschen haben Angst, weißt du?

Ja.

Aber ich verlasse dich nicht mal für eine Minute, ich bin bei dir, immer.

Darya stöhnt.

Fühlst du was?

Ja.

Was fühlst du, mein Schatz?

Nicht gut im Bauch, und mir ist warm.

Gut, wie können wir es lösen?

Kommen und mich retten.

Okay, wohin sollen sie dich bringen, im Kibbuz?

Zu Oma?

Zu Oma kann man nicht, es ist da noch nicht vorbei.

Sie laufen da draußen rum mit Gewehren.

Okay, wo sollen wir dann hingehen?

Ihr geht nirgends hin, ihr bleibt dort, wo ihr seid.

Nein, aber wenn man uns rettet, wohin sollen wir gehen?

Wenn sie euch retten kommen, werden sie wissen, wohin sie euch bringen.

Okay.

Schläft Lavi noch?

Ja, er schläft.

Gut für uns, dass er schläft. Wenn er aufwacht, soll er kein Chaos machen. Hoffentlich wird er keinen Hunger haben, dann haben wir ein Problem, nicht wahr?

Wieso macht man keinen Friedensvertrag?

Darika, so was ist schon viele Jahre nicht in Israel passiert.

Sie müssen mit uns sein.

Das werden wir erreichen.

Ich will nicht noch mal jemanden verlieren, besonders nicht dich.

Du wirst mich nicht verlieren, mein Schatz.

Okay.

Reut sagt zu ihrer Freundin: »Roby, komm mal.« Man hört sie sprechen.

Dedi, atme, meine Schöne, gleich kommen sie euch holen.

Mich und Lavi?

Natürlich dich und Lavi, sie lassen dich nicht allein.

Ich kann nicht an ihnen vorbeigehen.

Mach dir keine Sorgen, mach die Augen zu, wenn du an ihnen vorbeigehst.

Wie soll ich dann wissen, wo ich hintrete? Ich will nicht auf Blut treten.

Mach dir keine Sorgen, sie werden dich hochheben.

Okay.

Mama, was ist, wenn noch ein Terrorist kommt?

Wie?

Bei dir zu Hause, gehen sie da auch rum?

Könnte sein.

Wer war das?

Das ist die Klimaanlage.

Dedi, hörst du?

Ja.

Steh einen Moment auf.

Was?

Steh für einen Moment auf.

Wieso?

Steh auf!

Ich stehe nicht auf

Wieso?

Ich weiß nicht, ich habe Angst, und ich möchte nicht.

Ich möchte, dass du aufstehst und dich bewegst. Mach Bewegungen mit den Beinen, okay? So wie wir es früher zusammen gemacht haben.

Ich mache sie in klein, in Ordnung?

Ja, kleine Bewegungen ist auch okay

Warum, Mama?

Du musst deinen Körper bewegen.

Hab ich gemacht.

Dedi, willst du mir erzählen, was passiert ist?

Ja.

Schaffst du es, zu sprechen?

Ich kann nicht, ich hab zu viel Angst.

Gut, atme ruhig, und ich bitte dich, wenn du Wasser trinken kannst, mach es!

Reut spricht mit einem Mann, es klingt, als sei er Psychologe.

Dedi, Lavi schläft noch? Schätzchen?

Ja.

Okay. Du bleibst an deinem Platz und machst kleine Bewegungen. Die ganze Zeit. Beweg die Arme und die Beine.

Didi?

Hm.

Gleich kommen sie, in Ordnung?

Mama?

Ja?

Gibt es auf den Gehwegen Leichen?

Ich weiß es nicht. Niemand weiß, was draußen ist, alle sind einfach in den Häusern eingeschlossen und warten, bis sie gerettet werden.

Im Hintergrund hört man Reut sagen: »Er war nicht auf der Party, oder? Er war nicht auf der Party, wisst ihr, ob er auf der Party war?«

Mama?

Ja?

Ich bin müde.

Meine Schöne, wenn du den Kopf etwas hinlegen willst, mach es, lass das Telefon an. Wie viel Akkuladung hast du noch?

Moment.

39 Prozent. Mama, es ist schon elf Uhr.

Mach dir keine Sorgen, mein Schatz, ich bin hier. Wenn du schlafen willst, leg dich hin, aber bitte leg das Telefon nicht auf. Wenn der Akku alle ist, rufst du von deinem Handy aus an.

Es gibt da ein Problem. Es ist im Regal.

Was ist im Regal?

Der Schutzraum ist doch Papas Schlafzimmer. Da sind neben dem Bett zwei Kasten so aufgehängt in der Luft.

Okay, und was ist dort?

In einem ist mein Handy und die Sachen von Stav.

Okay, du kannst nicht dorthin kommen, stimmt’s?

Ich kann, aber dann sehe ich sie ...

Dann siehst du sie? Hm ... Kannst du deine Augen irgendwie zudecken oder an der Seite entlanggehen und nicht hinschauen?

Kann mir nicht jemand helfen?

Sie kommen dir helfen, mein Schatz, gleich helfen sie dir.

Okay.

Kannst du die Tür des Schutzraums schließen?

Nein.

Wieso nicht, wenn du stark ziehst?

Dann macht es Lärm, und dann kommen die Terroristen.

Ah, dann nicht anfassen. Nicht anfassen, und versteck dich an dem Ort, wo du am sichersten bist, in Ordnung?

Aha.

Du bist so stark, was für ein Mädchen du bist, du bist wunderbar, du bist ein Champion. Wenn ich komme, werde ich dir eine Riesenumarmung geben, stimmt’s, stimmt’s, Dedi?

Aha.

Hast du das Gefühl, jemand ist im Haus?

Nein.

Das ist gut. Nimm dir etwas Wasser und trink was.

Nein.

Ich will, dass du etwas trinkst, Darya.

Ich will nicht.

Reut sagt zu jemand: »Ich schreibe noch eine Nachricht, okay?« Dann: »Ich will nichts wissen.«

Darya, wie viel Prozent hat der Akku jetzt?

38.

38?

Wie viel Prozent hat Lavi?

Ich weiß nicht, er hat vorhin etwas gespielt

Eine männliche Stimme fragt Reut: »Wo ist Lavi?« Sie antwortet: »Lavi schläft.«

Schau mal auf den Akku.

Von wem?

Von Lavi.

Ich kann nicht, ich habe dir doch gesagt, ich bin in einem anderen Bett.

Mama, hier ist Raketenalarm!

Bitte geht weg von der Tür

Wir sind nicht an der Tür.

So weit du kannst, nach innen, Darya.

Wieso?

Weil, wenn eine Rakete, Gott behüte, das Haus trifft, der Schutzraum geschlossen sein muss, und du hast ihn nicht geschlossen.

Darya redet mit jemandem.

Wer spricht mit dir?

Lavi.

Okay.

Darya zu Lavi: »Ich weiß nicht.«

Sprecht miteinander, kein Problem, sprecht miteinander!

Darya zu Lavi: »Mach dir keine Sorgen Lavi, sie kommen gleich, Mama hat sie angerufen, und sie kommen gleich. Sie retten andere Menschen, und dann kommen sie zu uns. Sie werden die Terroristen töten.«

Wunderbar, super, wie du mit ihm sprichst!

Mama?

Ja?

Wann kommt das Militär?

Sie sind auf dem Weg, sie sind immer auf dem Weg, in Ordnung?

Ich will raus!

Ich weiß, meine Schöne, ich weiß.

Ich habe das Draußen schon so lange nicht gesehen.

Stimmt, du warst schon lange nicht mehr draußen.

Und ich werde Stav und Papa und Schnatzi (die Katze, Anm. d. Red.) nicht mehr sehen

Du wirst Stav und Papa wiedersehen.

Werde ich nicht.

War Schnatzi im Haus?

Ja, sie ist auch mit aus dem Raum gegangen, um zu attackieren. Sie hatte große Angst vor den Schüssen, aber sie ging auch raus, und ich denke, dass sie auch sie getötet haben,

Wieso, ist Papa auch rausgegangen?

Er ist mit einem Messer raus und Stav mit einer Axt. Um sie zu töten.

Hatte er das Haus verlassen?

Nein, nicht das Haus, das Zimmer, den Schutzraum.

Ihr wart im Schutzraum und habt die Terroristen im Haus gehört?

Ja, und dann sind Papa und Stav raus, um sie zu töten.

Gleich kommen sie, um dich zu retten, Darya.

Okay, ich habe Angst.

Darya zu Lavi: »Gleich, Lavi, sie sind auf dem Weg.«

Was sagst du, Schatz?

Ich sprach mit Lavi.

Super, super, sag es ihm.

Darya zu Lavi: »Lavi, ich spreche mit dir.«

Soll ich mit Lavi sprechen?

Darya zu Lavi: »Mach dir keine Sorgen.«

Willst du, dass ich mit Lavi spreche, mein Schatz?

Nein, ich habe mit ihm gesprochen.

Aber ich kann auch mit ihm sprechen, wenn du willst.

Nein

Du bist ein Champion, Darya, weißt du, du bist wirklich ein Champion!

Ich habe Angst.

Es sind schon Rettungskräfte im Kibbuz, aber sie müssen schauen, wie sie vorwärtskommen. Mir schreiben ständig Menschen, die fragen, ob ihr alleine im Haus seid, und ich schreibe »Ja« und schicke sie zu euch.

Wieso kommen sie dann nicht an?

Mama?

Was?

Wieso kommen sie dann nicht an?

Einen Moment.

Reut führt im Hintergrund ein anderes Gespräch: »Ich kann nicht antworten, alle sind hysterisch ... Familie Ofek, wer kann meine Kinder in seinen Schutzraum nehmen ... Man schreibt mir ständig was. Schau! Dass die Terroristen israelische Uniformen anhaben, dass man die Tür nicht aufmachen soll ...«

Hier, die Leute schreiben ständig, dass sie gegen die Terroristen kämpfen, und dann erreichen sie euch. Sie müssen sie bekämpfen, um euch zu erreichen, in Ordnung?

Aha.

Okay, Darya? Wo ist Papas Ladekabel?

Im Wohnzimmer

Reut stöhnt.

Darya zu Lavi: »Lavi, mach dir keine Sorgen, stimmt’s, Mama?«

Macht euch keine Sorgen. Das Militär ist vor Ort, und sie fangen an, ähm, sie kommen in eure Richtung.

Die Kinder sprechen miteinander. Darya zu Lavi: »Lavi, bis jemand mit uns auf Hebräisch spricht, sprechen wir mit keinem, du sprichst nicht. Wenn jemand doch mit dir spricht, sprichst du ihn auf Hebräisch an. Okay?«

Mama?

Was, meine Schöne?

Aber was, wenn ein Terrorist Hebräisch kann und dann mit uns auf Hebräisch spricht?

Sagt ihm, dass ihr Frieden wollt

Plötzlich hört man eine männliche Stimme bei Reut im Hintergrund.

Dedi, hast du gehört?

Yochai: Meine Süßen, hier ist Onkel Yochai.

Bist du nicht im Ausland?

Yochai: Ach, ich bin gestern zurückgekommen, meine süße Darya, mein Schatz, leg dich ins Bett und atme tief, tief ein. Vielleicht schließt du die Augen. Wo ist Lavi, neben dir?

Nein.

Yochai: Wo ist er, schläft er?

So in der Art.

Yochai:So in der Art?

Reut: Hauptsache, er macht keinen Lärm, stimmt’s, Dedi?

Mein Fuß tut mir weh.

Welches Bein? Rechts oder links?

Ich weiß nicht, was rechts und links ist.

Mit welcher Hand schreibst du?

Rechts.

Stimmt.

Dann ist es das andere, quere Bein, das gegenüberliegende.

So was gibt es nicht.

Im Hintergrund sagt Reut leise zu Yochai: »Einen Moment, ich habe ihr geschrieben, sie antwortete, sie kann nicht helfen ...«

Was ist, Dedi, was hast du gesagt, Schatz?

Stimmt, es gibt die rechte Hand. Darunter liegt das rechte Bein.

Ja.

Dann tut mir das linke weh.

Reut sagt zu Yochai: »Golan geht zu ihr.« Yochai: »Super, sag es ihr.« Reut: »Einen Moment. Hier ist die Nachricht. Es ist jemand auf dem Weg zu den Kindern.« Yochai: »Super.«

Darya, Darya!

Ja?

Jetzt kommt zu euch Golan, kennst du Golan von Zofit?

Ja.

Er kommt jetzt zu euch, in Ordnung?

Ja.

Mama, ich kann aber nicht hinschauen.

Du schaust nicht hin, du schließt die Augen, und ich sage ihm, er soll dich auf den Arm nehmen.

Okay, aber was ist mit meinen Sachen? Ich will Papas Handy mitnehmen, mein Handy, den Squashi und die Decke, und das war es.

Du klärst alles mit Golan. Er hat einen Revolver, und er macht alles mit dir.

Und was ist, wenn sie aus Versehen mich treffen und nicht ihn?

Nein, nein, es schießt niemand, er passt auf. Er bewegt sich sehr, sehr vorsichtig.

Okay.

Er ist auf dem Weg zu euch. und es kann sein, dass er bei euch bleibt und dort auf euch aufpasst.

Ich habe Angst.

Du hast jetzt keine Angst.

Yochai zu Reut: »Sag ihm, dass sie im Schutzraum sind. Damit er laut schreit, damit sie wissen, dass es er ist, der reingeht.« Reut: »Moment. Sie schreibt mit Golan.« Yochai: »Wenn er die Wohnung betritt, soll er ›Ich komme!‹ rufen.«

Dedi, bist du da?

Wann kommt er?

Gerade jetzt, er hat eine Waffe bekommen und kommt. Sie wohnen in eurer Nähe sogar.

Okay.

Er kommt, und er wird euch beschützen.

Darya, was ist los?

Ich höre etwas.

Was hörst du? Ist es Golan?

Ich weiß es nicht. Mama?

Was ist, meine Schöne?

Wo wohnt er?

Er wohnt, ähm, im Viertel neben Shoko.

Ist es sicher dort?

Wieso, willst du zu ihnen gehen?

Ich weiß nicht, Mama.

Im ganzen Kibbuz gibt es kein sicheres Viertel. Aber er bleibt bei euch.

Okay. Okay.

Reut telefoniert mit Golan: »Oh, die Hausnummer? Ich kann mich nicht an die Hausnummer erinnern. Gegenüber steht eine riesige Lotusblüte, ich schicke dir ein Foto.«

Dedi, alles gut?

Ja.

Reut zu Yochai: »Jetzt ist er da.«

Darya, Darya, er ist da!

Sie stockt, sagt zu Yochai: »Nein, die Tür ist verschlossen, sie müssen irgendwie eingebrochen sein.«

Dariusch?

Was?

Hört ihr jemanden ins Haus kommen?

Da ist so eine Art Donner.

Er hat das Haus gefunden, und er versucht reinzukommen,

Wir haben die Fenster verriegelt

Wann?

Bevor sie kamen, haben wir alles verriegelt.

Gut, dann sind sie eingebrochen, und er wird von dort reinkommen, wo sie eingebrochen sind.

Okay.

Reut spricht im Hintergrund. Man hört sie sagen: »Ich will nicht, dass sie die Tür aufmacht.«

Einen Moment.

Darya, kannst du die Tür öffnen?

Dedi, Darya?

Was?

Ist Golan da?

Dedisch, vielleicht kann Lavi die Tür aufmachen?

Golan ist angekommen!

Man hört Yochai zu Reut sagen: »Warte, lass uns hören, ob er es ist.«

Darya, ich möchte Golan hören.

Wie?

Ich möchte Golan hören, gib ihn mir!

Golan: Ich bin da.

Yochai: Golan, Golan. Gott sei Dank, Gott sei Dank, willst du bei ihnen bleiben, willst du sie mitnehmen, was sagst du?

Golan: Was am besten ist.

Reut: Du bist dort, du weißt es besser.

Golan: Auf dem Gelände ist es ruhig, es gibt keine Bewegung draußen.

Reut:Aber Golan, in der Gruppe wird geschrieben, dass noch überall was ist?

Golan: Es ist nicht überall was. Ich bin von meinem Zuhause hierhergekommen, und es war alles in Ordnung. Ich schlage vor, sie von hier wegzunehmen?

Ja, nur lass Darya nicht sehen, was auf dem Boden ist.

Golan: Das hier ist kein schöner Anblick.

Sowohl Stav als auch Dvir?

Golan, zu den Kindern: »Wir gehen raus, aber ihr schaut nicht, was dort ist, in Ordnung?«

Yochai: Nimm für sie eine Decke, wirf sie über sie.

Man hört die Kinder reden. Sie scheinen Golan zu erzählen, was die Terroristen gemacht haben.

Golan: Das ist, was sie geschrieben haben? Sie schrieben auf Arabisch?

Reut: Golan, Golan, gib ihnen bitte Wasser, meine Seele, sie haben nichts getrunken.

Golan zu den Kindern: »Trinkt Wasser.«

Golan: Ich habe alles verschlossen, damit sie nicht zu viel sehen.

Reut: Golan, es gibt Wasser im Schutzraum.

Golan: Sie trinken, sie trinken.

Die Kinder erzählen. Lavi sagt: »Ich habe lange nach Papa geschrien, er hat nicht geantwortet.«

Reut: Golan, lass sie so viel sprechen, wie sie wollen. Sie sollen ruhig darüber sprechen.

Golan: Ja.

Darya, willst du mit mir sprechen?

Darya: Wo ist mein Handy?

Darya, lass jetzt das Handy, keine Sorge.

Golan: Was sagt ihr, soll ich sie mitnehmen? Ich kann über das Fenster vom Schutzraum rausklettern. Und von da könnten wir zu mir nach Hause.

Nur wenn du weißt, dass der Weg sicher ist, ich will nicht, dass ihr Risiken eingeht.

Golan (wiederholt): Nur wenn ich weiß, dass der Weg sicher ist ... Ich meine, bis wir sicher wissen, dass draußen keine Gefahr mehr ist.

Golan spricht am Handy mit einer weiblichen Person: »Ich bin hier und beschütze sie.«

Golan: Ich habe nur einen Revolver. Gerade gehen sie im Ort herum zu acht. Es sind noch Schüsse hier, aber schon viel weniger.

Golan kriegt einen Anruf. Eine Frauenstimme fragt: »Positiv oder negativ?« Golan: »Es ist negativ und positiv, es ist terminal, endzeitig.«

Reut sagt zu Yochai: »Er sagt, sie sind gestorben.« Golan wimmelt die Frau ab. »Zofit, wir sprechen später. Die Kinder hören dich.«

Reut: Genau, schalt den Lautsprecher aus. Aber die Kinder, die süßen, sind sie in Ordnung?

Golan: Ja, sie sind in Ordnung. Sie liegen im Bett und atmen langsam.

Lavi: Mama?

Reut: Was, mein Süßer?

Lavi: Weißt du, dass sie Stavi und Papa einfach ermordet haben? Sie liegen einfach hier, vor der Tür zum Schutzraum.

Reut: Ja, ich weiß, mein Schatz, du hast geschlafen, und Darya hat mir alles erzählt.

Lavi: Mama, weißt du, wie ich es plötzlich herausgefunden habe? Weil, bevor Papa und Stav starben, hat mich ein Freund auf dem Handy noch vor sieben Uhr angerufen, und es gab bei ihnen Raketenalarm, und er sagte mir, dass die Terroristen die Erwachsenen entführen und sie im Meer ertrinken.

Reut: Ist das wahr?

Lavi: Ja.

Darya: Papa und Stav haben sie angesprungen mit Axt und Messer.

Golan: Ich habe eine Axt gesehen.

Darya: Und auch ein Messer.

Golan: Er ist ein Held, das ist sicher. Mit der Axt gegen sie zu kämpfen, das ist nicht lustig. Er machte alles, um euch zu beschützen. Er ist der größte Held auf der ganzen Welt.

Oma sagt, wenn alles sich beruhigt, kann euch Golan auch zu ihr bringen. Oder ihr geht alle zu Golan, denn Golan hat einen Revolver, und das ist wirklich gut.

Lavi: Ach, er heißt Golan? Ich dachte, Yael Golan.

(Reut lacht) Yael Golan, dachte er ...

Darya: Wann kommst du?

Ich kann erst losfahren, wenn sie bekannt geben, dass alles frei ist.

Golan: Reuti, wo bist du?

Ich bin in Yahud, mein Herz.

Golan: Wow!

Lavi: Ist es Süden oder Norden?

Im Zentrum.

Lavi: Ich dachte, es ist schon zehn Uhr nachts, aber es ist erst 11.46 Uhr. Golan, wenn wir zu dir gehen, gibt es ein Problem.

Er beschreibt etwas, was er mitnehmen will, wohl ein PC-Spiel, und dass man zwei Taschen dazu braucht, und eine davon gehöre seinem Vater, und nun gehe es nicht ...

Lavi: Die Sony.

Golan: Reut. Ich habe mit Noam gesprochen. Es ist ruhig draußen. Können wir aus dem Fenster des Schutzraums rausgehen? Es gibt keine Schüsse, keine Explosionen seit 30 oder 20 Minuten.

Lavi macht kurz Pipi.

Wenn wir hier rauskommen, dann durch das Fenster hier, vorne rauszugehen finde ich nicht gut.

Man hört Durcheinander. Lavi will seine Spiele mitnehmen, Golan versucht, ihn zu beruhigen.

Nehmt die Playstation mit zu euch, Golan.

Golan: Reut, Reut, ich höre wieder Schüsse draußen.

Dann schließ die Tür vom Schutzraum.

Geräusche im Hintergrund. Die Kinder sprechen miteinander. Eins fragt: »Sind es Panzer?«

Golan (zu den Kindern): Das Militär bekämpft jetzt die Terroristen mit Panzern. Sie räumen den Ort auf.

Reut telefoniert.

Golan! Sie laufen immer noch herum!

Golan stöhnt.

Drora schreibt, dass sie gerade bei ihnen an der Tür klopfen.

Man hört, wie Golan das Fenster verriegelt.

Das war vor einer Minute.

Golan: Das Fenster ist mit einem Schloss verschlossen.

Bleibt unten.

Golan: Ich habe den Revolver in der Hand, und wir liegen ganz flach auf den Betten, damit uns niemand sieht.

Alle Achtung, Golan.

Golan: Der Akku ist schwach, Reuti.

Welche Batterie, vom Handy?

Golan: Es sind noch 20 Prozent übrig.

Das ist nicht so wenig, wir waren auf 60 vor zwei Stunden.

Golan: Ich kann ein Ladekabel holen.

Du bewegst dich nicht von der Stelle. Sie laufen jetzt gerade dort herum.

Man hört Gespräche am Handy, Reut erzählt einer Freundin, wo sie ist, und versucht, eine Familienangehörige zu informieren, was im Kibbuz Re’im los ist.

Darya, warum höre ich dich nicht?

Darya: Ich bin traurig.

Ich verstehe, dass du traurig bist, meine Schöne, ich bin auch traurig.

Darya: Ich will rausgehen.

Reut:Man kann jetzt nicht raus. Aber das Militär ist da, und Golan beschützt euch.

Dudu?

Darya: Ja?

Wie fühlst du dich, meine Schöne?

Ich habe Bauchweh und Schüttelfrost.

Beweg dich etwas.

Darya: Okay.

Golan: (zu den Kindern) Was ist mit euch?

Super, Golan, sprich mit ihnen!

Golan: Darya, musst du nicht Pipi?

Darya: Wenn du musst, hier ist ein Topf und die Decke.

Golan: Da sind noch Schüsse, das hörst du, oder? Und solange es Schüsse gibt, bleiben wir hier.

Darya: Welche Waffen haben sie? Minigun?

Minigun? (Reut lacht.) Darya, du bist einzigartig!

Lavi: Wenn jeder jetzt so ein Minigun hätte, könnten wir sie erledigen.

Kurz darauf rufen immer mehr Menschen auf Dvirs Handy an. Die Kinder wollen drangehen, aber Reut will nicht, dass sie jemandem sagen müssen, dass er tot ist. Irgendwann sagt Golan: »Vielleicht ist es besser, das Handy auszuschalten. Ruf mich doch auf meinem Handy an.« Reut antwortet: »Gut.« Dann bricht die Aufnahme ab.

Später erzählt sie, dass Golan und die Kinder noch eine Weile im Haus des Vaters ausharrten. Nachdem es ruhig blieb, kletterte Golan mit ihnen aus dem Fenster. Sie rannten die 100 Meter zu seinem Haus und verbrachten noch 20 Stunden in seinem Schutzraum. Dann erst kam die Armee. Reut wird die Kinder erst zwei Tage später wiedersehen.

Dvir Karp wurde am Mittwoch, dem 18. Oktober, beerdigt.

Fragt man Reut, wie es ihr heute geht, sagt sie meist, das wisse sie gar nicht, und lacht dann. Sie erzählt, dass Lavi direkt nach dem Anschlag kaum geredet habe, sich das nun aber langsam ändere. Bei Darya sei es umgekehrt. In den Tagen direkt nach dem Terroranschlag habe sie gar nicht aufhören können, darüber zu reden. Mittlerweile ist sie verstummt.

Übersetzung: Shimrit Sutter-Schreiber