DIE MENSCHHEITSAUFGABE

Ein Land macht dicht. Wie verändert es die Gesellschaft, wenn alles langsamer, weniger, einsamer wird? Ein Essay sowie Eindrücke von unseren Reportern, die mit einer Politikerin, dem Chef einer Drogeriekette, einer Prostituierten, einem verhinderten Eishockeymeister und vielen anderen Menschen gesprochen haben

Apocalypse, not now

Von Bernd Ulrich

Ist das alles wirklich wahr, oder bilden wir es uns bloß ein? Springt die Ampel einfach nur auf Rot, oder zwinkert sie einem zu? Hier ist doch kaum noch Verkehr, der zu regeln wäre. Trotzdem, Ordnung muss sein, wann, wenn nicht jetzt?! Man geht vorbei an der Polizeiwache und ist versucht zu salutieren: Durchhalten, Leute, weitermachen, danke. Neue Staatsliebe, wäre der Staat ein Mensch, würde man ihn jetzt gern umarmen. Aber dann wäre es verboten.

Selbst Markus Söder verkündet die drakonischen Maßnahmen in einem freundlich bittenden Gestus, als wolle er sich von den Bürgern eine Bohrmaschine leihen. Söder-Liebe? So weit kommt’s noch.

Da vorn sind Menschen auf dem Bürgersteig, jetzt bloß solidarisch sein und ihnen aus dem Weg gehen. Nächstenliebe als Fernstenliebe. Rein in den Supermarkt, der Einkaufswagen wird zum Feind, durch wie viele Hände ist er heute schon gegangen? Ein Mann fasst prüfend alle Brokkoli-Strünke an, legt sie zurück, wählt zwei aus, dann sind die Zucchini dran, was soll das hier werden? Ist das vielleicht eine Art Vegiphilie oder so?

Verzeihung, das soll man nicht. – Aber wie kann ich sonst wissen, ob die Ware einwandfrei ist?

Keine B-Ware für A-Menschen, keine Ausnahmen für den Ausnahmezustand. Jetzt nicht streiten, lieber zu den Konserven, eine Dose grüne Linsen sagt der Einkaufszettel, da stehen noch drei. Hm, hm, man nimmt nur zwei, schon wieder solidarisch gewesen. Ein bisschen. Eigentlich gar nicht.

An der Kasse wird der Einkaufswagen zum Freund, als Abstandshalter; aber die Kassiererin: allem ausgesetzt, den Viren und den Klugscheißereien. Sie trägt Handschuhe, sagt, dass gerade alles ist wie kurz vor Weihnachten, wegen der Menge an Menschen und wegen der Hektik. Höhnt über die Sache mit dem Toilettenpapier, früher ging es auch ohne, da nahm man in Streifen geschnittenes Zeitungspapier. Zeitungspapier, wie romantisch.

Draußen die Bettlerin hält die Hand auf, die Hand! Entschuldigung, nach der Krise wird nachgezahlt. Endlich daheim mit der Beute, im Hausflur fragt der fast blinde alte Mann: Kann ich irgendwie helfen? – Wie bitte?! Das muss doch umgekehrt sein! Aber danke, Lichtblicke.

Zum Abendessen kochen wir dann einen großen Topf Klopapier, einfach weil wir es können. Später noch ein paar SMS in die Zentren der Berliner Politik, die Antworten ernüchternd, nein, keine Zeit zu reden, es ist ein Albtraum hier, keine Ahnung, wie das ausgeht, wir handeln von Tag zu Tag, größte Krise ever. Und doch: Man sieht es kaum. Draußen herrscht fast Normalität, nur im Kopf sind zu viele Gedanken, Sorgen, Ängste. Wattierte Welt, surrealer Alltag, bisschen gruselig.

Wobei: wohl dem, der noch eine Art Alltag hat und keinen Notstand. Die Infizierten, die Vorerkrankten, die sehr Alten, die sich neuerdings noch unterbesuchter fühlen als sonst, diejenigen, die nun getrennt von ihren Kindern sterben – es zerreißt einem das Herz. Aber das Herz wird noch gebraucht, und wie. Dann diejenigen, die schon jetzt erleben, was der Gesellschaft insgesamt bevorsteht: ihre ganz persönliche Wirtschaftskrise.

Dagegen ist Schreiben-Müssen über das heruntergebremste Land und seine inneren Monologe ein Schreiben-Dürfen, ein Privileg. Und dennoch fühlt es sich anders an als sonst, weil der Autor inmitten von dem ist, was er beschreibt, weil Corona vielleicht schon mitschreibt, wer weiß; weil die Stimmungen da draußen und da drinnen dermaßen schwanken, Gedanken fallen einem nicht ein, sie fallen über einen her. Und alles scheint so schrecklich bedeutsam, schreit danach, in die Zukunft geworfen zu werden, aber wer jetzt schon prognostiziert, projiziert womöglich nur seine eigenen Wünsche und Ängste. Also, was jetzt hier kommt, steht quasi in Klammern, löscht sich nach Lektüre selbst, wie der Tagesbefehl in einem James-Bond-Film.

Mit ein bisschen Warum und Wozu lässt sich beinahe alles schaffen. Menschen, die ohnmächtig ein Unglück ertragen müssen, wollen lieber selbst schuld sein an ihrem Schicksal, als überhaupt keinen Sinn darin sehen zu dürfen. Darum fühlen sich Scheidungskinder oft verantwortlich für die Trennung der Eltern, darum ist da diese Versuchung, nach Schuldigen für die Pandemie zu suchen. Waren es die Chinesen, weil sie Fledermäuse essen und zu spät auf Virologen hören? Oder die Italiener, weil, ja nun, Italien halt? Oder liegt es an den Europäern, wie Trump meint, dessen Spezialbegabung sowieso darin besteht, Feinde zu konstruieren?

Tatsächlich zeichnen sich gerade Pandemien dadurch aus, dass die Wirkungen exponentiell über die Ursachen hinauswachsen. Was im Umkehrschluss natürlich bedeutet, dass die Schuld der Erst- und Zweitverursacher infinitesimal abnimmt. Jene Chinesen, die womöglich Fledermäuse gegessen haben, sind an dieser Pandemie so sehr schuld wie der Schmetterling am Orkan, den sein Flügelschlag ausgelöst hat. Bei Pandemien handelt es sich nicht um moralische Veranstaltungen, sie sind weder Parabel noch Strafe, sondern ein Verhängnis, einfach ein fatales Bündnis von Kontingenz und Exponentialität, sozusagen Zufall im Quadrat.

Es ist also sinnlos, wenn nicht gar gefährlich, jetzt rückwärts seine moralischen Fühler auszustrecken, das sollte man den vereinigten Autoritären aller Länder überlassen, die alles, was sie politisch anfangen, vorher in Gift getaucht haben. Man sollte lieber dankbar sein dafür, dass wir es mit einer Gefahr zu tun haben, aber nicht mit einem Feind. Ein Virus ist halt kein Feind. Ein Virus ist einfach nur ein Virus.

Dennoch macht diese Pandemie etwas mit den Gesellschaften, mit uns allen. So wie ein Mordfall etwas mit einem Dorf oder einer Familie macht. Unvermittelt wird alles, was bis dahin war, in ein neues Licht gerückt, plötzlich weiß man von allen, wo sie Montagabend zwischen 22 und 22.30 Uhr waren, ob sie dafür eine Zeugin haben und wer diese Zeugin war. Nicht die Ehefrau? Ach so.

Die Pandemie erzwingt ein gigantisches Experiment: Binnen Wochen bremsen sich die Gesellschaften herunter, alles wird langsamer, weniger, einsamer. Wie das berühmte Marshmallow-Experiment, bei dem sie Vorschulkindern Süßigkeiten vorsetzen, und wenn die Kinder verzichten können, geht es ihnen angeblich danach besser im Leben – nur angewandt auf die ganze Gesellschaft, auf die Welt: Wenn du jetzt den Marshmallow stehen lässt ...

Es wird eine Zeit vor und eine nach Corona geben. Wie bei Tschernobyl, bei Fukushima, bei Lehman. So ähnlich und doch ganz anders, weil die Corona-Krise globaler ist als Fukushima und Tschernobyl, bei Weitem teurer wird als die Finanzkrise und mehr Opferbereitschaft fordern wird als die Flüchtlingskrise. Corona ist umfassender. Als hätte die Klimakrise beschlossen, zwecks Beschleunigung und besserer Wahrnehmung zum Virus zu werden.

Das war’s dann wohl mit der Normalität.

Und für wie lange?

Für immer.

Natürlich werden die Fitness-Studios wieder öffnen, die Kinos, Theater, Schulen und Kitas, auch die Wirtschaft wird sich irgendwann erholen, es könnte ein regelrechter Wiederaufbau stattfinden, diesmal immerhin ohne vorangegangene totale Zerstörung. Und doch wird es kein Zurück geben zu der Zeit vor der Pandemie. Weil die Corona-Krise ja aufsattelt auf anderen fundamentalen Krisen, weil sie einzahlt auf ein realistisches Gefühl, irgendwo zwischen Auweia und O Gott.

In diesem Bruch mit der Normalität erfahren wir schlicht und einfach zu viel über die Normalität und ihre perversen Seiten, auch darüber, wie viel von dem, was man für gegeben hielt, in Wirklichkeit gemacht war; wie viel von dem, was wie eine Tatsache aussah, bloß Konvention war: nicht unabdingbar, sondern Luxus. Was bewirkt diese Erfahrung, wie verändert sie das Lebensgefühl? Man sollte mit denjenigen darüber reden, deren Job es ist, klug zu spüren und daraus Kunst zu machen. Für diesmal fragt man also die Freunde unter den Künstlern, Menschen, bei denen man die Unterschiede erkennt zwischen dem Früher und dem Jetzt.

Eva Menasse ist Schriftstellerin, wir treffen uns im Park, bei einem goldenen Hirschen: Schau, die Jugendlichen dort, sie feiern in großen Gruppen, man fasst es nicht. – Eva Menasse ist eine in Berlin lebende Österreicherin, in diesen Tagen wieder etwas mehr, gesteht sie. Weil die Regierung in Wien beim Kampf gegen die Seuche immer etwas schneller ist als die in der deutschen Hauptstadt. Eva Menasse sagt, sie denke jetzt weniger an die lange Frist, eher an die nächsten Monate, an die Zeit des eingesperrten Wartens. Warum, fragt sie, werden in der Tram die Minuten bis zum nächsten Halt angezeigt? Und bei der Ampel, wie lang die Rotphase noch dauert? Sie beantwortet die Frage selbst: weil es uns kirre macht, nicht zu wissen, wie lange wir warten müssen.

Das ist jetzt das Problem: Wir wissen nicht, wie lange. Aber kann man die Wartezeit nicht nutzen? Eva Menasse schreibt an einem neuen Buch. Und schreibt doch nicht, es ist unmöglich gerade, zu gewaltig brandet die Wirklichkeit an. Tagebuch, das ginge, vielleicht, demnächst.

Was also wird die kollektive Conclusio sein? Nachholende Gier, Wachstum auf Teufel komm raus (und der wird dann auch rauskommen)? Oder eine Freiheit, gespeist aus der Erfahrung des überlebbaren Weniger? Irgendwo zwischen dem fanatischen Weiter-so von vor der Krise und der auf die brutalstmögliche Art runtergefahrenen Gesellschaft dieser Tage ließe sich neu kalibrieren: Was wollen wir wirklich, was brauchen wir – und zu welchem Preis?

Ulrich Matthes, der Schauspieler, schickt eine SMS, lieber doch nicht treffen, telefonieren genügt, oder? Ja, es genügt. Matthes wütet gegen das Virus, das Arschloch Corona, so nennt er es. Aber auch gegen die Zumutung, sich jetzt in Kontemplation üben zu sollen. Die Auftritte, die Treffen, die Reisen: komplett storniert. Damit versiegt aber auch der Strom aus Inspirationen, Konfrontationen, aus Beifall oder keinem, diese Agenda des Sinns und des Lebens. Stattdessen, sagt Ulrich Matthes, sitzt man zu Hause, und Tolstois Krieg und Frieden schreit einen an: Lies mich! Sogleich stimmt Marcel Proust ein, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, ausgerechnet; und auch der Mann ohne Eigenschaften gibt seinen Senf dazu. Am Ende hat sich Ulrich Matthes für den Zauberberg entschieden, da geht es um Klaustrophobie und Tuberkulose, was Leichtes also.

Wie verändert Corona die Kunst? Ulrich Matthes sagt: Vielleicht ergibt sich ein neues Gefühl von Fragilität, auch eine Dankbarkeit für das Geschenk, sich in großen Gruppen die kreativen Werke anderer anschauen und anhören zu dürfen.

Offenbar, oder sagen wir lieber: hoffentlich, wird es eine neue Normalität geben. Aber die wird vorerst nicht von der Art sein wie die vergangene, keine, in die man sich hineinsinken lassen könnte. Die neue Normalität muss ersonnen, erarbeitet und wohl auch erkämpft werden. Oder erspielt.

Igor Levit geht mit einer Einkaufstüte über die Straße, als ihm der rettende Gedanke kommt. Er ist Pianist für klassische Musik, gewöhnlich international unterwegs. Aber jetzt natürlich nicht, weil es ja keine Konzerte mehr gibt. Igor Levit ist jedoch auch ein sehr politischer Künstler, einer, der sich nicht leicht abfindet, auch zur Klimakrise hat er sich zu Wort gemeldet. Im vergangenen Sommer schon sprachen wir über den globalen Klassik-Zirkus, heute Tokio, morgen Rom, und dann kommt das Boston Symphony Orchestra für drei Tage nach München ... Das, so dachte Igor Levit, schadet dem Klima, hilft aber auch längst nicht mehr der Kunst.

Und jetzt, da alles stillsteht? Gibt es eine sinnvolle Verbindung zwischen der langsamen und der schnellen Menschheitskrise, zwischen Klima und Corona? Schwer zu sagen, erst mal beschließt Igor Levit, ab sofort jeden Abend ein Hauskonzert zu geben und es auf Twitter zu streamen. Am ersten Abend eine ganz leicht verzweifelte Waldstein-Sonate. Der Erfolg ist überwältigend, Hunderttausende schauen zu, nebenher laufen die Kommentare, ganz überwiegend begeisterte, dankbare Stimmen, ein warmer Regen geht nieder auf Levits Flügel. Wo bitte ist all der notorische Twitter-Hass? Der hält jetzt am besten einfach mal die Fresse.

Das Runterfahren, das Zur-Ruhe-Kommen: Selbstverständlich passiert so etwas nicht immer widerspruchsfrei. Am vergangenen Wochenende reisten Tausende Touristen im Autozug nach Sylt. Als hätte es keine Schließung aller Skigebiete gegeben, fuhren sie los, um ihr Menschenrecht auf Urlaub durchzusetzen. Wie Ertrinkende klammern sie sich an ihre Normalität, ihnen (uns?) fällt es ungeheuer schwer, von der ganzen Mercedeshaftigkeit ihres (unseres?) Seins zu lassen – und sei es nur für ein paar Monate. Es steht zu befürchten, dass es in den Osterferien auf den Autobahnen massenhafte Demonstrationen eines Ich-kann-nicht-anders und Das-steht-mir-zu geben wird. Doch ändern diese Dinge nichts an der gewaltigen Solidarität, die gerade geübt wird. Wann wurden zuletzt kollektiv solche Opfer gebracht, um einige Zehntausend Menschenleben zu retten? Um einer Minderheit von sehr alten und sehr kranken Menschen beizustehen?

Man sollte das Wozu allerdings nicht mit dem Warum verwechseln. Gerade bei dieser Seuche nicht. Ein Grund dafür, dass das sonst nur bei Tieren auftretende Virus auf so viele Menschen überspringt, ist – wie schon bei Sars und Ebola – der falsche Umgang mit Tieren, die immer brutalere Penetration der Natur durch den Menschen. Der zweite Grund ist das atemlose Tempo, das die Globalisierung mittlerweile angenommen hat. Und der dritte Grund liegt darin, dass die Gesundheitssysteme alle mehr oder weniger auf Kante genäht und schnell überlastet sind. Schon klar, auch ein Gesundheitssystem mit besseren Kapazitäten würde jetzt in Not geraten. Aber längst nicht so sehr; Tausenden Menschen mehr könnte das Leben gerettet werden.

Unser Alltag muss deswegen so brutal runtergebremst werden, weil es in den Kliniken nicht genug Notfallbetten gibt, weil Ärzte eh schon zu viele Schichten fahren, weil das Pflegepersonal grotesk unterbezahlt und knapp ist, weil sich am Gesundheitssystem Aktionäre und Pharmakonzerne bereichern und weil es genug funktionierenden Lobbyismus gibt, der diesen Skandal verdeckt, zerredet und prolongiert. Bis jetzt. Im Grunde läuft es genauso wie bei der Finanzkrise: Einige wenige machen immense Gewinne, und wenn die Blase platzt, kommt die globale Gemeinschaft dafür auf. Nur wird das bei Corona noch um ein Vielfaches teurer als bei Lehman.

Am Ende dieser Krise wird die Frage durch die leeren Straßen wehen: Gesundheit, Finanzen, Klima – wie viele unsolidarische Systeme kann und will sich diese Gesellschaft noch leisten? Eine Gesellschaft, die sich im Moment so solidarisch zeigt, wie sie es bei der Wiedervereinigung nur behauptete zu sein und bei der Flüchtlingskrise vielleicht gern gewesen wäre, aber nur sekundenlang war.

Und: Wie kann es sein, dass Klima-Aktivisten noch vor wenigen Wochen forderten, wir alle müssten weniger reisen, weniger konsumieren, weniger breitbeinig leben – und dafür angeschrien wurden? Da ging es um den Wunsch nach Vorschriften und Verboten, für deren Nichtbeachtung man heute bestraft würde. Kann der Staat etwa doch handeln?

Ähnliches gilt für die soziale Gerechtigkeit, auch da verschiebt sich gerade was: Dass sich die einen mehr nehmen als die anderen, nennt man in diesen Tagen »hamstern«, und es ist verpönt. Dass sich die einen mehr nehmen als die anderen, nennt man sonst Marktwirtschaft, und es ist heilig.

Ein großer böser Satz vergeht gerade vor unseren Augen, Joachim Gaucks Kommentar zur Aufnahme von Flüchtlingen: »Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind endlich.« Heute wissen wir: Es verhält sich genau umgekehrt. Gewiss, jede Gesellschaft hat das Recht, das eigene Maß an Solidarität zu bestimmen. Das wird auch nach Corona so sein. Aber man wird nicht mehr sagen können: Es geht nicht. Man wird sagen müssen: Wir wollen nicht, verdammt noch mal, wir wollen einfach nicht.

Und umgekehrt, Schreck, lass nach, erleben wir ja gerade nicht nur, was wir an Problemen verursachen, sondern stellen staunend fest, was wir alles können. Wer diese Krise bewältigt, kann der nicht fast alles? Jeder und jede kann jetzt die Erfahrung machen, was an seinem gewohnten Leben tatsächlich angewandte Freiheit war und was eine große oder kleine Sucht. Nun erleben wir, was geht und was nicht.

Diese verdammte Krise hat einen Möglichkeitsraum eröffnet und ihn zugleich mit Stacheldraht verbarrikadiert. Vorerst. Aber wehe, wenn das Virus wieder weg ist. Wenn Eva Menasse wieder schreibt, Ulrich Matthes und Igor Levit wieder vor Menschen aus Fleisch und Blut spielen und all die systemrelevanten, zumeist unterbezahlten Menschen, die Kassiererinnen und die Pfleger, die Polizisten und die Erzieherinnen, sagen: Wir müssen reden, Leute, so was machen wir nicht noch mal mit, nicht für das bisschen Geld und nicht für so wenig Wertschätzung wie vorher.

Die neue Normalität könnte auch eine bessere sein, aber jetzt erst mal Hände waschen.

***

»... ob ich sie noch mal wiedersehe?«

Anazuita Causemann, 51, darf seit vergangenem Freitag nicht mehr zu ihrer 85-jährigen Mutter im Altenheim in Köln. Das Heim hat Besuche verboten.

Wenn meine Mutter und ich telefonieren, spricht sie vom »bösen Virus«. Sie ist dement. Aber sie liest jeden Tag die Zeitung. Und ich glaube, sie versteht, was draußen passiert, zumindest ungefähr. Was sie aber gar nicht versteht, ist, dass ich sie nun erst einmal nicht mehr besuchen kann. »Wir sehen uns ja nächste Woche«, sagte sie mir am Telefon, obwohl ich noch kurz davor gesagt hatte, dass das nicht geht. Sie will sogar zum Hausfriseur und sich schick machen, denn am Wochenende habe ich Geburtstag. Sie geht fest davon aus, dass ich zu ihr komme. Da konnte ich nur zu ihr sagen: »Mami, ich weiß noch nicht genau, ob wir uns sehen.«

Meine Mutter hat den Zweiten Weltkrieg miterlebt, das war schlimm für sie. Die aktuelle Situation ist für sie keine konkrete Bedrohung und nicht greifbar.

Normalerweise besuche ich meine Mutter einmal in der Woche. Dann bringe ich ihr etwas Schönes mit, über das sie sich freut. Hautcreme, eine Bluse, Schmuck. Wir trinken Kaffee und essen Kuchen. Das sind immer ein paar schöne Stunden. Jetzt ist sie allein in ihrem Zimmer, ich kann nicht zu ihr, und auch das soziale Leben im Altenheim ist eingeschränkt. Keine Rommé-Runde, kein Gedächtnistraining, keine Bastelstunde. Alles, damit sich niemand ansteckt. Diese Isolation ist nötig, aber sie ist schrecklich.

Für mich ist es schwer erträglich, nicht zu wissen, wann ich meine Mutter wiedersehen kann. Ihr geht es zwar gesundheitlich relativ gut. Aber wer weiß, wie lange sie noch lebt und ob ich sie überhaupt noch mal wiedersehe? Es wäre schön, wenn ich sie wenigstens per Skype sehen könnte. Aber das ist im Altenheim technisch nicht möglich. Eigentlich wollte ich meiner Mutter demnächst ein Paar silberne Ohrringe mitbringen. Ich hätte gern ihr Gesicht gesehen, wenn sie sich darüber freut. Jetzt habe ich die Ohrringe in einen Briefumschlag gepackt und eine Karte geschrieben, darauf steht: »Mami, ich hab Dich lieb.«

Ein rätselhafter Gesunder

Es ist Dienstag, der Tag, an dem in einigen Bundesländern erstmals viele Geschäfte geschlossen bleiben müssen. Drogerien dürfen öffnen. Für Raoul Roßmann, Juniorchef der Drogeriekette Rossmann, hat der Arbeitstag mit einer Sitzung des unternehmensinternen Krisenstabs begonnen, 15 Leute, die wie jeden Tag seit zwei Wochen ihre Punkte abarbeiten. Wie viele der deutschlandweit 33.000 Mitarbeiter sind infiziert (einer), wie viele in Quarantäne (knapp 190)? Bleibt die Kantine in der Zentrale geöffnet (erst mal: ja, für die wenigen, die noch kommen)?

Krisenstab ist ein seltsames Wort, denn Rossmann ist nicht in der Krise, sondern macht derzeit historische Umsätze. Der Montag – Raoul Roßmann war gerade aus seiner eigenen Quarantäne in die Firma zurückgekehrt – war einer der umsatzstärksten Tage in der Unternehmensgeschichte.

Die Umsätze, die die Filialen täglich nach Burgwedel melden, sagen Roßmann, dass sich Deutschland inzwischen in Phase zwei der Pandemie befindet. Vor zwei Wochen wurden vor allem Seife, Desinfektionsmittel und Toilettenpapier gekauft. »Letzte Woche und am Montag haben die Kunden einfach alles gekauft.« Fast. Was nicht ging: dekorative Kosmetik. Wozu sich schön machen, wenn man daheim bleibt?

Der Erfolg dieser Tage scheint Roßmann gemischte Gefühle zu bereiten. Weil er nicht weiß, was als Nächstes kommt. Und weil es anderen Branchen nicht so gut gehe wie seiner. Am Wochenende hat er mit vielen Freunden telefoniert, sagt er, so intensiv wie seit Langem nicht. Ein Künstler, der alle Veranstaltungen absagen musste. Ein Veranstalter, dem das Geschäft weggebrochen ist. Ein Textilunternehmer, der seit zwei Wochen nur noch die Hälfte verkauft und sagt: In drei Wochen kann ich zumachen.

Freundschaften sind jetzt wichtig. Aber wenn Freunde zusammenkommen, hat das Virus auch Gelegenheit, sich zu verbreiten.

Vor zwei Wochen war Raoul Roßmann im Urlaub in Ischgl in Österreich, mit sechs anderen Familienunternehmern. Sieben Kumpel zwischen 30 und 40, mit einem von ihnen hat er sich nicht nur ein Zimmer, sondern sogar ein Bett geteilt, sie haben aus derselben Bierflasche getrunken.

Als sie schon wieder daheim waren, am Montagabend vergangener Woche, kam die Meldung: Das Kitzloch, ein bekanntes Restaurant in Ischgl, hat 14 Corona-Fälle. Im Kitzloch hatten sie zusammen beim Fondue gesessen. Rätselraten in der Runde: Wie lange stand der Kellner am Tisch? Könnte sich das Virus über den Salat verbreitet haben? Am Dienstag fühlte sich einer von ihnen unwohl, im Lauf der Woche waren sie zwei, dann drei mäßig Kranke, ein Vierter lag ganz flach. Inzwischen hatten sie sich längst wieder über Deutschland verteilt: München, Hamburg, Niedersachsen. Sie hatten ihre Frauen und Kinder wiedergesehen, einer war auf einem Familienfest gewesen.

Vier der sieben aus der Ischgl-Runde erwiesen sich als infiziert. Einer von ihnen war Raoul Roßmanns Bettnachbar. Roßmanns eigenes Testergebnis: negativ. Auch seine Freundin hatte er nicht angesteckt.

Ärzte sagten ihm, es sei unmöglich, dass er sich bei diesem engen Kontakt mit einem der Infizierten nicht selbst das Virus eingefangen habe. Die einzige Erklärung, die ihnen einfiel: Er müsse schon vorher eine Corona-Infektion durchgemacht haben.

Das passt, sagt Roßmann: Er habe im Januar und Februar etliche Termine mit Geschäftsleuten aus Asien gehabt, mit Italienern, Menschen, die aus Südtirol kamen. Und Ende Januar, Anfang Februar sei er dauerkrank gewesen, richtig heftig krank, was er von sich gar nicht kenne.

»Vielleicht bin ich ein Genesener«, sagt Roßmann. Den Gedanken findet er beunruhigend, weil er sich frage, wie viele Menschen noch infiziert seien, ohne es zu wissen.

In Kreuzberg offen, in Mitte geschlossen

Auf dem Berliner Spielplatz Zickenplatz, an der Grenze zwischen Kreuzberg und Neukölln, sieht am Dienstagnachmittag eigentlich alles aus wie immer. Eltern sitzen entspannt auf Parkbänken und schauen ihren Kindern beim Toben zu. Zwei Mädchen klettern die Rutsche hoch, zwei Jungs kabbeln sich um den Sitz der Seilbahn. Fast alle Schaukeln sind besetzt. Knapp zwanzig Kinder tollen im Sand.

Ein paar Kilometer weiter, im Kleinen Tiergarten, flattert am selben Tag ein rot-weißes Absperrband um den dortigen Spielplatz. Auf einem Zettel steht: »ab sofort geschlossen«. Es klingt fast trotzig. Denn während der Berliner Senat entgegen den Empfehlungen des Bundes die Spielplätze der Hauptstadt offen halten will, treffen die einzelnen Bezirke wiederum eigene Entscheidungen. Und so kommt es, dass in Kreuzberg die Spielplätze voller Kinder sind, während sie in Mitte verwaist sind.

Die verpasste Meisterschaft

Ein Anruf bei Patrick Hager, dem Kapitän des EHC Red Bull München. Sein Team stand seit September 2019 auf Platz eins der Eishockey-Liga. Vergangene Woche erfuhr Hager: Einen Monat vor dem Ende wird die Saison abgebrochen. Es wird in diesem Jahr keinen Meistertitel geben.

DIE ZEIT: Herr Hager, Sie sitzen offenbar gerade im Auto – verraten Sie uns, wohin Sie fahren?

Patrick Hager: Ich bin auf dem Weg ins Stadion. Ich hole meine Tasche aus der Kabine: Turnschuhe, Klamotten, dazu die komplette Eishockey-Ausrüstung. Ich hatte das noch nicht geschafft bei dem Trubel der letzten Tage. Und jetzt dachte ich, bevor wir uns vielleicht gar nicht mehr bewegen dürfen, fährst du noch mal schnell nach München. Ich brauche die Sachen ja zum Trainieren.

ZEIT: Sie wohnen in Rosenheim.

Hager: Ja, und ich habe das Glück, im Keller einen Fitnessraum zu haben. Mit Laufband, Fahrrad, Gewichten. Momentan ist unsere Mannschaft quasi nicht vorhanden, jeder bekommt einen Trainingsplan zugeschickt und versucht allein, sich fit zu halten. Der Keller ist jetzt mein Home-Office.

ZEIT: In einer Welt ohne Corona – wo wären Sie da jetzt?

Hager: Genau in diesem Moment wäre »Open Locker Room«. Das ganze Team in der Umkleidekabine, dazu die Leute von der Presse, die jedem Spieler Fragen stellen können. Da hätten sich schätzungsweise 50 Leute in der Kabine gedrängelt – in Sachen Virus natürlich eher der Worst Case. Und hinterher hätte das Team gemeinsam gegrillt, so machen wir das immer als Einstimmung auf die Play-offs. Sie wissen ja, wie so eine Eishockey-Saison abläuft?

ZEIT: Ähm ... Erklären Sie doch noch mal.

Hager: Wir haben gerade die Hauptrunde abgeschlossen, das waren 52 Spieltage, 50-mal standen wir auf Platz eins. Diese Woche hätte die heiße Phase begonnen: Viertelfinale, Halbfinale, Finale. Da sind die Hallen voll, da geht’s um alles, darauf fieberst du hin als Spieler. Letzte Woche Dienstag hatten wir eigentlich frei, aber dann hieß es um 17 Uhr: Alle in der Kabine versammeln! Der Sportdirektor und der Trainer haben dann den Abbruch der Saison verkündet. Da bereitest du dich acht Monate vor, und dann ... Das fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Wie oft hat man als Sportler schon die Möglichkeit, Deutscher Meister zu werden? Wir haben Jungs, die jagen den Pokal seit 15 Jahren! Einer hatte am Montag offiziell bekannt gegeben, dass er seine Karriere nach dieser Saison beendet – der hat dann am Dienstag erfahren, dass er zwei Tage davor zum letzten Mal die Schlittschuhe angehabt hat.

ZEIT: Mit ein wenig Abstand betrachtet – wie blicken Sie heute auf Ihre verpasste Meisterschaft?

Hager: Zuerst war da die Enttäuschung. Dann die Hektik, unsere Amerikaner und Kanadier sind sofort nach Hause geflogen, es gab so viel zu tun. Und nun die Ruhe. Mir ist völlig klar: Der Abbruch der Saison war richtig. Ich bin 31 Jahre alt. Wir sind eine Generation, die sehr verwöhnt ist, viele Freiheiten genossen hat. Nun müssen wir zurückstecken. Bei uns in der Familie geht’s jetzt um den Stiefvater, der eine Nieren-OP hatte, und um die Oma. Trotzdem werde ich morgen Abend auf der Couch sitzen und denken: Wäre nicht dieses Virus, würdest du jetzt im Stadion das erste Play-off spielen.

Unverhoffte Freiheit

Hinter den mit Stacheldraht umzäunten Mauern der Justizvollzugsanstalt Moabit stehen am Dienstagnachmittag einige der vergitterten Fenster in den oberen Stockwerken offen. Gefangene sind nicht zu sehen. Vielleicht liegt es daran, dass sich das Gefängnis gerade leert. Denn die Behörden haben angeordnet, jeden zu entlassen, der aufgrund einer Ersatzfreiheitsstrafe im Knast sitzt. Also alle, die nach einer nicht bezahlten Geldstrafe, etwa wegen Schwarzfahrens, ins Gefängnis mussten.

Man will nicht einer Übermacht an Gefangenen gegenüberstehen, falls die Epidemie auch bei den Justizangestellten um sich greift und die Aufseher in Quarantäne müssen. Deshalb können sich auch Verurteilte, die in den kommenden Wochen eine Freiheitsstrafe unter drei Jahren antreten sollten, erst mal zurücklehnen. Deren Vollstreckung wird bis zum 15. Juli 2020 aufgeschoben. Es sind gerade ganz gute Zeiten für Gesetzesbrecher.

Durch den leeren Luftraum

Sonntagvormittag, Flughafen Frankfurt, vor dem Personal-Eingang für die Lufthansa-Crews. Ein Pilot Mitte 40 verlässt eilig die Lufthansa-Basis. Er möchte anonym bleiben.

Die Stimmung in der Belegschaft ist schlecht. Ich bin gerade aus Spanien zurückgekommen, und jetzt habe ich Urlaub. Viel Zeit, um zu beobachten, ob ich Krankheitssymptome entwickele, und, falls ja, zum Arzt zu gehen. Dass ganz Spanien jetzt eine Ausgangssperre hat, interessiert die Lufthansa nicht. Um meine Gesundheit muss ich mich selbst kümmern.

Wir sind in der letzten Zeit viel geflogen, vor allem, um Fluggäste nach Hause zu bringen.

Die Auswirkungen der Epidemie sind enorm. Zuletzt war ich in Malta – der Luftraum über Italien war quasi leer. Vier Flugzeugen sind wir begegnet, sonst sind es auf der Strecke an die 100. Bei der Lufthansa haben wir 70 Prozent weniger Flüge, und es werden immer noch weniger. So etwas haben wir alle noch nicht erlebt. Das Kabinenpersonal hat Angst um seine Jobs – auch wir Piloten. Für uns ist das neu. Wir wissen gerade nicht, wie es weitergeht, wann überhaupt unsere nächsten Flüge anstehen. Morgens gibt es Dienstpläne, die sind abends schon Makulatur. In den nächsten Tagen stellt sich die Frage, ob es für die Lufthansa nicht billiger wäre, den gesamten Betrieb erst mal einzustellen, als um all diese Unwägbarkeiten herumzufliegen. Für mich ist immer noch unglaublich, wie schnell die Epidemie uns auf den Boden geholt hat.

»Ich muss weniger forsch sein«

Ein Anruf bei Karin Prien (CDU), Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein – und seit einem Südtirol-Urlaub mit ihrem Mann und ihrem jüngsten Sohn in freiwilliger Quarantäne.

DIE ZEIT: Frau Prien, Politik im Home-Office – wie funktioniert das?

Karin Prien: Wo soll ich anfangen? Seit ich vor fast drei Jahren Ministerin wurde, hatte ich keinen einzigen Fehltag. Bislang. Ausgerechnet jetzt nicht vor Ort zu sein fühlt sich wahnsinnig schlecht an. Zumal es in meinem Zuständigkeitsbereich derzeit so viel zu besprechen und zu entscheiden gibt: all die Schulen, Universitäten, Theater, auch Kirchen.

ZEIT: Bis Corona kam, wurde das Thema Home-Office in den Medien meist mit Fotos glücklicher Menschen bebildert, die mit einem Laptop auf dem Sofa rumlümmeln. Wie sieht das bei Ihnen aus, in der Realität?

Prien: Einem ähnlichen Bild bin ich anfangs auch erlegen, muss ich zugeben. Als wir aus Südtirol zurückgekommen sind, habe ich daheim den Tisch in unserer Wohnküche zum Büro gemacht und das durchaus genossen. Auch mal tagsüber bei der Familie zu sein. Meinem Sohn zum Frühstück Pfannkuchen backen zu können. Da dachte ich noch: Toll, endlich kann ich gründlich all die Studien lesen, die ich bislang nur querlesen konnte. Ich habe wohl auch die ein oder andere Mail und SMS verschickt, die vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre, nur als Arbeitsnachweis und zur Selbstrechtfertigung. An den ersten beiden Quarantäne-Tagen habe ich mir sogar erlaubt, ein wenig auszuschlafen – was bei mir heißt, um acht statt um sechs Uhr aufzustehen.

ZEIT: Bei alldem schwingt ein »Aber dann« mit ...

Prien: ... genau. Längst bin ich seit Tagen unablässig in Telefonschalten und Videokonferenzen, von frühmorgens bis nachts. Mit den Mitarbeitern im Ministerium, dem Landeskabinett, den anderen Kultusministern. Ich muss meine Tage nicht mehr strukturieren, die Tage strukturieren mich. Und ich lerne jetzt live, Politik zu machen, ohne körperlich anwesend zu sein.

ZEIT: Was ist da die erste Lektion?

Prien: Ich bin noch im Frage-Modus: Wie funktioniert Führung in Abwesenheit? Welche Verantwortung sollte ich abgeben, welche gerade nicht? Wie verhalte ich mich während einer Telefonkonferenz? Üblicherweise schauen die Leute in Gesprächsrunden schon auf mich. Wenn ich nur noch eine Stimme am Telefon bin, wird die Hierarchie noch mal flacher als ohnehin schon – diese Dynamik muss ich akzeptieren. Und die kann ich fördern oder zerstören.

ZEIT: Gibt es Sätze, die Sie sich verkneifen müssen?

Prien: Lautes Denken geht nicht. Lautes Ausatmen geht nicht. Zu langes Schweigen aber auch nicht. Das alles ist am Telefon und auch in Videoschalten sehr viel interpretationsanfälliger als im direkten Gespräch. Insgesamt habe ich gemerkt, dass ich weniger forsch sein muss, dass ich mehr und länger zuhören muss. Dass ich auch besser zuhören muss, wenn ich Gestik und Mimik nicht sehe: Es ist schwer, nur aus den Worten und der Tonlage heraus nachzuvollziehen, warum ein Mitarbeiter beispielsweise irgendeinen Vorschlag zum Umgang mit dem Virus ablehnt. Tut er das, weil er diesen Vorschlag für sachlich falsch hält? Oder weil er Angst hat vor der damit einhergehenden Verantwortung? Und das sage ich als eine Ministerin, die von ihrem Haus behauptet, dass wir uns sehr gut kennen.

ZEIT: Gibt es irgendeine Erfahrung, die rundum positiv ist?

Prien: Positiv finde ich, dass gerade fast alle Ideologie und aller Hass aus der politischen Debatte verschwunden sind. Es geht endlich um evidenzbasiertes Handeln! Diese enge Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik, auch zwischen Politik und Wirtschaft und Gesellschaft – die üben wir gerade. Die ganzen Wissenschaftsleugner, die beim Thema Klima so laut waren, sind gerade sehr still.

An Deutschlands Ende

Die deutsch-österreichische Grenze am vergangenen Montag. An den großen Straßen wird hier schon seit Längerem rund um die Uhr kontrolliert. Bisher ging es darum, die illegale Migration zu stoppen, nun soll ein winziges Virus aufgehalten werden. Am Übergang Kufstein-Kiefersfelden lassen sich auf der bayerischen Seite Polizisten Pässe und Papiere zeigen. Wer Deutscher ist, Waren transportiert oder einen »triftigen Reisegrund« nachweisen kann, zum Beispiel einen Arbeitsplatz in Deutschland, darf weiterfahren – so hat es Ministerpräsident Markus Söder vor wenigen Stunden angeordnet. Die anderen werden aussortiert und zum Autobahnzubringer Richtung Österreich eskortiert.

Ein Lkw-Fahrer aus Italien trägt eine Schutzmaske und hustet kräftig in seine Armbeuge, als er das Fenster herunterkurbelt. »Feeling good?«, ruft ein Beamter herauf. Der Fahrer reckt den Daumen nach oben – und wird durchgelassen. Die deutschen Grenzschützer können derzeit nicht viel mehr tun als Journalisten: Sie stellen Fragen. Das Gesundheitsamt wird nur verständigt, wenn ein Einreisender von sich aus sagt: Ja, ich bin krank. Oder: Ja, ich war im Risikogebiet. Einen Schnelltest gibt es noch nicht, es wird auch niemandem die Temperatur gemessen.

In Europa machen die Nationalstaaten dicht: Die Nachricht klingt dramatisch. Aber hier an der Grenze gehen keine Schlagbäume runter, wird kein Stacheldraht ausgerollt. Da reichen auch mal zwei quer auf die Straße gestellte Polizeiwagen.

Ist der Ernst der Lage hier überhaupt schon angekommen? Oder sind Menschen, Orte, Warenströme längst zu eng verbunden, um sich in »deutsch« und »österreichisch« trennen zu lassen? Jedenfalls wirken die Grenzkontrollen an vielen Orten, als wären sie nur eine lästige Unterbrechung des Alltags.

Quält man sich zum Hochseilgarten Leutascher Geisterklamm mit dem Auto die Gebirgsstraße hinauf, verengt sich die Fahrbahn irgendwann zu einem Pfad, und dann, kaum sichtbar, endet das eine Land, und das andere beginnt. Hier steht kein Polizeiauto, hier stehen keine Polizisten. Und so wie hier ist es an vielen Mini-Grenzpunkten zwischen Österreich und Deutschland. Die Polizei konzentriert sich auf die stark frequentierten Übergänge; wer sich auskennt, umfährt die Kontrollen wie eine Baustelle.

Nichts zu berichten, das aber live

Die größte Verzweiflung des Sportwochenendes, das kein Sportwochenende ist, muss natürlich dort ausbrechen, wo es stets um Sport geht, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Am heiligen Bundesliga-Samstag sendet das Nachrichtenprogramm Sky Sport News HD wie immer live. Eigentlich würde man die vermuteten Mannschaftsaufstellungen diskutieren, die Formkrisen von Werder und Hertha und die Frage, warum Hansi Flick noch keinen neuen Vertrag als Bayern-Trainer erhalten hat.

Aber heute wird neben dem Moderatorenpult ein großes Coronavirus eingeblendet. Auf dem Bildschirm ist zu lesen: »Analyse Coronavirus«. Rechts, wo sonst die Spielergebnisse aufgelistet werden, steht heute, was ausfällt. Alles.

Die Bundesliga ist auf Eis, alle Topligen Europas sind es, die Formel 1 findet nicht statt, es gibt kein Tennisspiel. Da ist gar nichts, worüber ein Sportsender berichten könnte.

»Wir wollen Sie natürlich weiter versorgen mit dem wichtigen Thema Coronavirus und den Folgen für den Sport«, sagt der Moderator.

Schalte nach Liverpool: Ein Reporter steht auf der leeren Straße und erzählt, dass auch in Liverpool kein Fußball gespielt wird. »Für Sie vor Ort in Liverpool: Sven Töllner.«

Zurück ins Studio. Was hat den Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge geritten? Er hat sich über die Spielabsagen beklagt, weil sie viele Vereine in Finanznot bringen werden. Sein Statement wird wieder und wieder abgespielt.

Lothar Matthäus wird live zugeschaltet, ständig, immer wieder. Matthäus: »Im Endeffekt gibt es wichtigere Sachen in dem Moment wie ein Fußballspiel.«

Live aus Dortmund jetzt Sky-Reporter Jesco von Eichmann. »Was heißt das im Konkreten für den Tagesablauf von Borussia Dortmund?«

Zwei Tage frei, sagt Jesco von Eichmann.

Zu viel Drama für dreieinhalb Minuten

Ein Anruf bei dem Sänger Roland Kaiser, dessen »Alles oder Dich«-Tournee am vergangenen Freitag hätte beginnen sollen.

DIE ZEIT: Herr Kaiser, Sie hätten diese Woche fast jeden Abend in einer anderen Stadt auf der Bühne gestanden. Wo sind Sie jetzt?

Roland Kaiser: Ich bin zu Hause in Münster. Diese Woche hätten wir eigentlich in Berlin, Braunschweig und Kiel gespielt.

ZEIT: Bedrückt Sie das?

Kaiser: Ich hätte gerne gespielt, aber es trifft ja nicht nur mich, sondern alle Künstlerkollegen. Auf der Frühjahrstournee wären zu jedem meiner Konzerte zwischen 5000 und 12.000 Besucher gekommen. Dass sich solche Menschenmengen versammeln, geht jetzt natürlich nicht. Es ist also völlig richtig, dass die Konzerte verschoben wurden. Die Fans verstehen das.

ZEIT: Wie hat sich Ihr Alltag verändert – können Sie Ihren Beruf überhaupt noch ausüben?

Kaiser: Proben mit der Band gehen nicht mehr, Auftritte auch nicht. Aber ich werde meine Zeit sinnvoll nutzen. Ich will mein Büro aufräumen und Briefe und Mails beantworten, die sich angesammelt haben.

ZEIT: Sie sind 67 Jahre alt. Vor zehn Jahren haben Sie, nach langer Krankheit, eine Lunge transplantiert bekommen. Sie hätten bei einer Ansteckung mit dem Coronavirus ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Wie schützen Sie sich?

Kaiser: Ich halte mich an alle Hygiene-Regeln, an die sich auch jeder andere halten sollte: Hände waschen und desinfizieren, Nähe vermeiden, sich nicht so viel ins Gesicht fassen, möglichst keine Oberflächen berühren.

ZEIT: Jetzt, wo Sie viel Zeit zu Hause verbringen, werden Sie da ein Lied schreiben über diese seltsame Zeit, in der wir gerade leben?

Kaiser: Nein. In circa drei Minuten und 30 Sekunden lässt sich meines Erachtens keine umfassende Reflexion formulieren, die den dramatischen Umständen gerecht wird.

Kontaktlos in Großhansdorf

1 x Pizza Funghi Standard

1 x Pizza Salami Deluxe Standard

1 x Max Burger Cheese

1 x 8 Chicken Nuggets

Hinweis: Für kontaktlose Lieferung bitte klingeln und die Lieferung vor der Tür abstellen.

Es gibt da jetzt diesen neuen Punkt, den Kunden anklicken können, wenn sie online Pizza bestellen. Und da derzeit die meisten online Pizza bestellen, weil sie dann auch sofort online bezahlen können statt später bar, klicken die meisten ebendiesen Punkt an: »Für kontaktlose Lieferung bitte klingeln und die Lieferung vor der Tür abstellen.«

So steht Endi Selmani, 26, Sohn kosovarischer Kriegsflüchtlinge, am vergangenen Freitagabend vor einem Mehrfamilienhaus in 22927 Großhansdorf, Schleswig-Holstein, und ist nicht sicher, was er tun soll: klingeln und das Essen draußen vor dem Haus ablegen? Oder klingeln, in den Flur treten, dann die Treppe hoch und die Pizzen vor der Wohnungstür abstellen? »Ich weiß nicht mal, ob ich warten soll, bis die Ware wirklich angenommen wird«, sagt Selmani, »und ob ich mich dabei verstecken muss, weil die Leute einen Boten wie mich nicht mal mehr sehen wollen.«

Es stellen sich tausend Fragen dieser Tage. Noch weiß die Welt sehr wenig über Covid-19 – aber klar ist längst, dass dieses Virus Klassenunterschiede kenntlich macht. Die Folgen treffen jene besonders hart, die keinen Garten haben, der eine Quarantäne erträglich macht. Kein festes Einkommen. Keinen Job, der im Home-Office zu erledigen wäre.

Der Pizzabote Selmani, der mit seinem alten Fiat Punto durch die Kleinstädte nördlich von Hamburg fährt, sagt, er fühle sich »so’n bisschen degradiert«: keine persönliche Ansprache mehr, kein nettes Wort, nicht mal mehr das übliche Geduze. Als Fahrer erhält er den Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde. Seit die Kunden online bestellen und passend per PayPal zahlen, fällt das Trinkgeld nahezu völlig weg; ein Drittel der Einnahmen. Für Selmani ist das zwar keine Katastrophe, Pizzabote ist er nur an zwei Abenden pro Woche, im Zweitberuf, wie viele seiner Kollegen beim örtlichen Lieferdienst. Dort arbeiten ausschließlich Migrantenkinder oder Migranten aus der Türkei, Syrien, Armenien, dem Iran, niemand mit dem Erbe von drei Generationen im Rücken, aber jeder eben mit dem Traum von zwei Urlauben im Jahr oder einem Haus mit Garten oder einem Home-Office-Job.

Vor dem Mehrfamilienhaus in 22927 Großhansdorf, Schleswig-Holstein, beschließt Endi Selmani, den Kunden sicherheitshalber anzurufen. »Guten Tag, ich bringe Ihre Pizza«, sagt er, »wo soll ich die jetzt hinlegen?« Die Bestellung geht dann vor die Wohnungstür. Es öffnet ein ziemlich betrunkener Mann. Von drinnen Partylärm.

Im Auto desinfiziert sich Selmani die Hände. In der Zentrale ist schon die nächste Bestellung aufgelaufen:

1 x Pizza Salami Deluxe Standard

1 x Pizzabrötchen Classic

1 x Steakhouse Burger Cheese

1 x Max Pommes

1 x Schoko Muffin XXL

Hinweis: Pizza bitte schneiden – Für kontaktlose Lieferung bitte klingeln und die Lieferung vor der Tür abstellen.

Kein Sex, das heißt kein Geld

Die Prostituierte Undine de Rivière ist studierte Physikerin, ihre Diplomarbeit schrieb sie Anfang der Neunzigerjahre über Laserphysik. Sie arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Prostituierte in Hamburg und ist Mitbegründerin des »Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen«.

In den vergangenen Wochen hat sich die Lage für uns Sexarbeiterinnen dramatisch verändert. Anfang März ging es bei mir und ein paar Kolleginnen noch allein darum, die World of Whorecraft abzusagen. Das ist eine Veranstaltung, bei der wir Berührungsängste zwischen der Bevölkerung und uns abbauen wollen. Wir möchten zeigen, dass auch wir Sexarbeiterinnen ganz normale Menschen sind. Wir bieten dort Workshops wie »SM-Techniken für Anfänger« und »Dirty Talk« an. Das haben wir lieber ausfallen lassen.

Mittlerweile geht es für uns aber nicht mehr nur um abgesagte Veranstaltungen, sondern um die Existenz. Ich arbeite seit über 20 Jahren in der Branche, ich habe zum Glück Rücklagen gebildet. Die meisten meiner Kolleginnen konnten das nicht, sie haben keinerlei finanzielle Reserven. Sie stehen vor dem Ruin.

In Hamburg haben die Behörden am vergangenen Sonntag angeordnet, wegen des Coronavirus alle Bordelle zu schließen. Viele der Frauen, die da arbeiten, leben dort auch. Sie wurden mit ihrem Hab und Gut auf die Straße gesetzt. Sie sind jetzt obdachlos.

Diese Frauen sind zum Großteil Migrantinnen, die nicht mehr zurück in ihre Heimat reisen können. Die Grenzen sind ja ohnehin zu, aber die Kolleginnen könnten sich auch kein Rückflugticket leisten. Die Behörden versuchen nun, Notunterkünfte für sie zu organisieren. Auch in anderen Gegenden wie Berlin, Stuttgart und Nordrhein-Westfalen mussten die Bordelle schließen. Dort werden die Frauen in einer ähnlich ausweglosen Situation sein.

Wir Sexarbeiterinnen brauchen wie alle anderen Selbstständigen jetzt schnelle und unbürokratische Hilfe. Gerade habe ich eine Petition unterschrieben, die für diese Berufsgruppe ein zeitlich begrenztes bedingungsloses Grundeinkommen fordert: 800 bis 1200 Euro pro Person, sechs Monate lang, auch für Migrantinnen. Das würde fürs Erste zumindest unsere Existenz sichern.

Das Leid der Schildkröte

Bei Familie Mock in Halle spielt sich der gesamte Arbeits- und Familienalltag plötzlich auf 85 Quadratmetern ab, im Dachgeschoss eines Altbaus. Die Mocks, das sind: Wanja Iwanowa-Mock, die Mutter, 33 Jahre alt. Sascha Mock, der Vater, auch 33. Amalia, die Tochter, zweieinhalb. Und die achtjährige Wilhelmine. Sie sind jetzt alle vier im Ausnahmezustand. Besonders Wilhelmine.

Wilhelmine ist eine Schildkröte. Sie hat die vergangenen Monate bei acht Grad im Kühlschrank verbracht. Vor einigen Tagen haben sie sie – wie immer zu dieser Jahreszeit – herausgeholt, damit sie aus der Winterruhe erwacht. Eine kritische Zeit für Wilhelmine, sie bräuchte eine möglichst stille Wohnung.

Stattdessen sitzt jetzt im Wohnzimmer Wanja Iwanowa-Mock, die Mutter, regelmäßig vor einem winzigen Esstisch, auf die weiße Tischdecke hat sie zwei Monitore gestellt. Nebenan im Schlafzimmer arbeitet Sascha, der Vater. Bei Videokonferenzen mit Webcam können die Kollegen das Ehebett sehen. Wanja und Sascha Mock sind als Kundenbetreuer bei einem großen IT-Unternehmen angestellt, das in den vergangenen Tagen viele Tausend seiner Mitarbeiter ins Home-Office geschickt hat. Zwischen den beiden Eltern und ihren provisorischen Arbeitsplätzen läuft nun öfter die Tochter Amalia hin und her und brüllt, mit Vorliebe mitten in Telefonkonferenzen hinein: »Monster! Monster!« Das, sagt die Mutter, sei gerade eines von Amalias Lieblingswörtern.

Halle hat am vorigen Donnerstag als erste deutsche Großstadt sämtliche Kindergärten und Schulen geschlossen. Home-Office also, zum Teil im Schichtbetrieb. Einer arbeitet vormittags, der andere passt auf die Tochter auf. Am Nachmittag wird getauscht. Das ist die Idee der Mocks. Manchmal können auch beide arbeiten. Am Montag war Amalia bei der Oma, die jung genug ist, um keiner Risikogruppe anzugehören. Die Oma ist aber Grundschullehrerin und muss für die Betreuung von Kindern zur Verfügung stehen, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten. Die Mocks haben sich jetzt mit Freunden zusammengeschlossen: Wer kann wann auf zwei, drei Kinder aufpassen?

Rund um die Familie hat sich ein regelrechter Kindertauschring auf Zeit etabliert. Die Menschen arrangieren sich bisher ganz gut mit der Situation. Nur Wilhelmine, die Schildkröte, die eigentlich nur ganz behutsam aus ihrer Winterruhe zurück ins Leben finden sollte, läuft in ihrem Terrarium hin und her und wehrt sich gegen den Trubel dieser Tage mit lauten Kratzgeräuschen.

Moritz Aisslinger, Amrai Coen, Malte Henk, Frederik Jötten, Marcel Laskus, Martin Machowecz, Niclas Seydack, Tanja Stelzer, Henning Sußebach

Fotos: Robin Hinsch für DIE ZEIT; Lukas Schramm für DZ (l.); Novum Photo (r.) Fotos: Andy Spyra für DIE ZEIT; Nikita Teryoshin für DIE ZEIT (u. l.); Lukas Schramm für DIE ZEIT (u. r.) Fotos: Lukas Schramm für DIE ZEIT; Robin Hinsch für DIE ZEIT; Ilona Dutz für DIE ZEIT (v. l.)

Viele Alte warten jetzt vergebens auf Besuch: Ein Seniorenheim am 17. März 2020

Köln, 15. März 2020: Im Dom ist nur der hintere Bereich geöffnet

Am Brandenburger Tor, Berlin, 15. März

Die A 95 in Bayern, 16. März

Der Nachtclub Paradise Point of Sex an der Reeperbahn, Hamburg, 15. März

Kontrollen am deutsch-österreichischen Grenzübergang Kufstein, 17. März

Home-Office mit Tochter: Familie Mock aus Halle, 17. März

Raoul Roßmann, Juniorchef der Drogeriekette Rossmann

Das Virus ist schuld – oder? Der verschlossene Eingang zum Golden Pudel Club, Hamburg, 15. März 2020