Beschmiert mit Hakenkreuzen
Die bittere Pointe dieser Geschichte ist, dass sich Loki und Helmut Schmidt jahrzehntelang vor linken Extremisten fürchten mussten. Der frühere RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock hatte noch 2017 in einem Spiegel-Interview verraten, dass die RAF den damaligen Bundeskanzler entführen wollte. Vor seinem Bungalow am Neubergerweg 80 in Hamburg-Langenhorn wachte bis zu seinem Tod die Polizei.
Nun haben Kriminelle vor Heiligabend auf dem Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf die Grabplatte von Loki und Helmut Schmidt mit drei orangefarbenen Hakenkreuzen beschmiert; am 23. Dezember wäre Helmut Schmidt 105 Jahre alt geworden.
Die Schändung trifft einen wie ein Schlag. Es ist, als würden die beiden posthum mit dem Schrecklichsten besudelt werden, was die Deutschen verbrochen haben – in einer Zeit, die Helmut Schmidt noch selbst erlitten und in der er sich auch schuldig gemacht hatte. Sein ganzes Leben als Politiker war dann der Versuch, nach der Nazi-Herrschaft ein anderes Deutschland aufzubauen und zu verteidigen. Und er war einer der ganz wenigen Deutschen, denen die allermeisten zumindest Respekt entgegenbrachten, daran hat sich bis heute nicht viel geändert; ein Drittel seines Lebens, 32 Jahre lang, war er Herausgeber der ZEIT. Und doch waren ihm die Menschen in diesem Land bis zuletzt nicht ganz geheuer. In seinem Buch Unser Jahrhundert, das er mit dem Historiker Fritz Stern verfasste, schrieb er: »... dass jemand in großer Zahl fabrikmäßig Menschen ermordet – das ist einmalig. Und das ist für mich der Grund, weshalb mir mein eigenes Volk nach wie vor ein bisschen unheimlich ist. Mein Vertrauen in die Deutschen ist nicht unbeschränkt groß, muss ich bekennen.« Man sieht das Foto der beschmierten Grabplatte und hofft, dass diese eine Einschätzung Helmut Schmidts falsch bleibt.